

„Wir Verbrannten. Wir Heimatlosen. Wir Verfluchten.“
Multimediale Präsentation, 8. Juni 2023, 19 Uhr
Vor zwei Jahren wurde unter Federführung der Kulturbehörde mit Senator Carsten Brosda das Lese- und Kulturprojekt „Hamburg liest Wolfgang Borchert“ initiiert. Fast alle Jahrgänge unserer Schule beteiligten sich mit verschiedensten und überwiegend kreativen Beiträgen an diesem Hamburger Event und feierten den 100. Geburtstag des Schriftstellers Wolfgang Borchert. Auch in diesem Jahr gedenkt die Stadt Hamburg wieder einem Ereignis, diesmal einem, das eher zur Mahnung aufruft: Mit „Hamburg liest verbrannt Bücher“ soll an die Bücherverbrennungen der Nationalsozialisten vor 90 Jahren erinnert werden. Im Mai 1933 wurden in den verschiedensten Städten in ganz Deutschland öffentlich die Bücher vor allem der Autorinnen und Autoren den Flammen übergeben, die politisch kritisch eingestellt oder jüdischer Herkunft waren. Ihnen wurde Schreib- und Publikationsverbot erteilt, sie wurden verfolgten, mussten fliehen und verloren ihre Heimat.
Die beiden Deutschkurse von Frau Dr. Languth und Frau Oppenländer haben sich im vierten Semester mit verschiedenen multimedialen Darbietungen an diesem Erinnerungsprojekt „Hamburg liest verbrannte Bücher“ beteiligt. Im Unterricht erarbeiteten die Schülerinnen und Schüler allein oder zu zweit multimediale Präsentationen, um den Dichterinnen und Dichtern, die durch das Schreibverbot der Nationalsozialisten in Vergessenheit geraten sind und nach dem Krieg nicht mehr an ihre frühere Karrieren anknüpfen konnten, wieder Gehör zu verschaffen. Die von den Schülerinnen und Schülern gestalteten Podcasts, szenische Interpretationen, Filme, Collagen wollen das Werk dieser fast vergessenen Autoren uns wieder ins Gedächtnis rufen, ihre Texte vorstellen und auf diese neugierig machen, z. B. auf die Gedichte von Romane von Alice Ekert-Rotholz, Wilhelm Lamzus oder Heinz Liepmann, alle drei waren Hamburg eng verbunden waren, sie lebten, arbeiteten und schrieben in Hamburg – auch in Eppendorf!
PRÄSENTATIONEN
- Collage und Vortrag: Heinz Liepman von Agnes Rathgeb
- Film: Heinz Liebmann von Jakob Zach, Laurenz Sturmat
- Podcast: Alice Eiert-Rotholz von Marie Louisa Grams, Sara Krekler
- Szenischer Vortrag: Wilhelm Lamzus von Isabella König, Clara Leo
Musik: Beethoven Mondscheinsonate– Benjamin Lipfert (Klavier) Bach/Busoni Choral Prelude – Till Matthes (Klavier)
- Film mit Gedichtvortrag: Joachim Ringelmatz von Cedric Schwertmann, Laurenz Mory
- Szenischer Vortrag: Sergej Tretjakow von Tom Lewis, Lars List
- Film: Irmgard Kein von Benjamin Piesbergen, Liam Schneider
- Podcast: Franz Werfer von Greta Andresen, Emilia Friese
Musik: Chopin Etüde c-moll op. 10 Nr. 12 – Till Matthes (Klavier)
Die Deutschkurse bedanken sich herzlich bei Till Matthes und Benjamin Lipfert für die musikalischen Beiträge und bei den Helferinnen und Helfer aus der Technik AG unter Leitung von Tom Schütze und bei den Schülerinnen und Schülern des Kunstprofils und Frau Wehowski für den Auf- und Abbau, die Verköstigung und die Betreuung des Büchertisches.
Collage und Vortrag: Heinz Liepman von Agnes Rathgeb
Heinz Liepmanvon Jakob Zach, Laurenz Sturmat
Szenischer Vortrag: Wilhelm Lamzus von Isabella König, Clara Leo
Wilhelm Lamszus
Die Welt reformieren, die Kinder zum Denken bringen
Eigene Gedanken, Taten nicht erzwingen
Lamszus wollte keine Soldaten heranzüchten,
denn diese Zucht führt zu Kriegesfrüchten
„Gewehre hoch! Schnellfeuer!“ lautet der Drill
Doch Zuwendung ist was der Pädagoge will
„[…] es blitzt und knallt, es donnert, und der Himmel reißt entzwei“
Zwei Jahre bevor alles geschah, beschwörte Lamszus den Krieg aus Blei
Menschenschlachthaus, Irrenhaus, Welt
Alles das Gleiche auf dem Feld
„Da draußen liegen Arme, Beine, Köpfe, Rümpfe…“
Ein Zukunftsschauer, der sah den Terror ohne Trümpfe
„Nun liegen wir in unsern langen Gräben und starren in das Feld hinaus
und starren auf die scharfumgrenzten Silhouetten der Geschütze“
Ein Gräberkrieg, die Vision des Menschenschlachthaus
Leben und Tod, Tod und Leben, verantwortlich ist die Zipfelmütze
„Nicht lange mehr, dann kommst du selber dran.“
Und zwei Jahre später, war Lamszus selber Dienstmann
„Trompeten blasen durch die Nacht und Trommeln hallen dumpf“1
Gesehen die Waffen des Krieges, Giftgas über uns
Menschenschlachthaus die erste Warnung für die Arroganz
Verbrannt, verboten, doch wohlgesinnt folgte Totentanz
Er schrieb Gesichte und Gedichte vom Krieg
Seine Gedanken vom zweiten Mal nicht totschwieg
Er wollte Frieden, die Welt übermalt mit Aquarelle
Beschimpt als schlechter Deutscher, vaterloser Geselle
Reformer, Hamburger, Autor, der Zukunft besessen
Wichtig war er, wichtig wird er bleiben und doch vergessen
Kennst du die Namen, deren die im Kriege gefallen?
Wie Lamszus, ihre Namen nie mehr widerhallen