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Studienreise des Kunstprofils „Bildwelten – Weltbilder“ nach London

„Art makes children powerful” oder „Cities are a stage where people perform and buildings are the sets that frame the performance” (Richard Rogers, Architekt)

Das Kunstprofil in Begleitung von Frau Arlt und Herrn Scheehl machte sich am Montag, 16.9. morgens früh auf den Weg mit Easy Jet nach London, um „London – Die Stadt als gestalteter Lebensraum, als Raum der Erinnerung und der Kunst“ zu erleben und zu erforschen.

Zum einen war die Reise eingebunden in das übergreifende Semesterthema „Architektur – vom Jugendstil bis zum Dekonstruktivismus“ zum anderen sollte auch künstlerisch experimentiert und geforscht werden. Es wurden fachwissenschaftliche Präsentationen und Referate gehalten und zudem wurde künstlerisch gearbeitet. Wir bereisten viele Stadtteile Londons im Süden, Westen, Norden und den wilden Osten.

Erste Vorträge zu wichtigen Bauwerken wie z.B. dem Buckingham Palast fanden vorab in Hamburg statt, um einen ersten Einblick und eine Orientierung in die gebaute Umwelt von London zu erhalten. Weitere vertiefende Vorträge erlebten wir in den ganz verschiedenen Stadtteilen und Umgebungen direkt vor Ort.

Wir starteten noch am Ankunftstag mit dem Referat vom Kim und Vanessa. Die beiden und die gesamte Gruppe trotzte dem windigen und regnerischen Wetter und filterte auch die Musik aus der Umgebung aus dem Vortrag heraus. Das Halten von Vorträgen vor Ort ist eine echte Herausforderung für alle Beteiligten! Die beiden gaben uns unter der Fragestellung: „Inwiefern stehen die Tate Modern, die Millenium Bridge und die St. Paul’s Cathedral in einer Relation zueinander?“ einen umfangreichen Überblick über die einzelnen London bezeichnenden Gebäude und deren Verbindungen. Sie verdeutlichten auch die Rolle der Tate Modern, einem der wichtigsten Museen für zeitgenössische Kunst in der Welt und gaben uns viele weiterführende Tipps unterstützt von einem sehr selbstbewusst und eigensinnig gestalteten Handout in Form eines Flyers.

Wir erkundeten am Dienstag, 17.9. die Saatchi Gallery des großen Werbeagenturbesitzers, Kunstsammlers und Mäzenen Charles Saatchi im chicen Chelsea und waren erstaunt, was man aus Papier alles gestalten kann. Am Nachmittag erlebten wir mit Kjell den temporären Pavillon neben der Serpentine Gallery, eine Art modernes Klettergerüst und gelangten nach einem langen Spaziergang durch den Hyde Park an einen Ort der Erinnerung am Hyde Park Corner in Knightsbridge mit ganz unterschiedlichen Denkmälern zu verschiedenen Ereignissen: dem Australian War Memorial und dem Wellington Arch gestaltet als Denkmal für den Herzog von Wellington. Morten erläuterte, dass auf dem Bogen ursprünglich eine Reiterstatue des Herzogs thronte, doch diese anschließend mit einer aktuelleren Arbeit ersetzt wurde, mit dem Titel „The Angel of Peace“ absteigend auf der Quadriga des Sieges. Ein eigenartiger Platz mit weiteren ganz unterschiedlichen Denkmälern zu Krieg und Frieden: u.a. dem Machine Gun Corps Memorial, dem Royal Artillery Memorial, dem Australian War Memorial und dem New Zealand War Memorial und das nahezu vis-a-vis mit dem Plast der Königin.

Am Abend waren wir exklusiv in der Parasol Unit Foundation for Contemporary Art eingeladen und waren erstaunt über die architektonisch orientierten Arbeiten von Siah Armajani, einem iranisch-stämmigen, US-amerikanischen zeitgenössischer Bildhauer, Filmkünstler und Architekten. Sein Anspruch von „Kunst im öffentlichen Raum“ basiert auf den örtlichen Bedingungen und Möglichkeiten und den kommunikativen Funktionen, die das Kunstwerk an einem bestimmten Ort erfüllen kann und soll. Er entwickelt seine Kunst aus einer speziellen Analyse der formalen und soziokulturellen Bedingungen, die er vor Ort und in der der jeweiligen Situation antrifft.

Der Architekt Richard Rodgers entführte uns am Mittwoch, 18.9. in ganz andere Welten. Richard Rogers schuf mit Renzo Piano das Kulturzentrum Centre Georges Pompidou sowie den Millennium Dome. Es war ist eine ungewöhnliche Ausstellung in den Räumen der altehrwürdigen Royal Academy (RA) in London: dieses Mal galt die Ausstellung nicht einem Maler oder Bildhauer, sondern ein Architekt wird dort mit einer Retrospektive gewürdigt: Richard Rogers. Die Ausstellung „Inside Out“ gibt Einblick in Rogers‘ Berufsethos und die politischen, sozialen und kulturellen Einflüsse auf sein Schaffen. Gemeinsam mit dem italienischen Architekten Renzo Piano schuf er damals auch das Kulturzentrum Centre Georges Pompidou in Paris. Als erster entwarf Rogers das Konzept von „Inside Out“, indem er wichtige Strukturen der Gebäude, wie Fahrstühle, Rolltreppen und Heizungsrohre, an die Außenseiten verlegte.

Für Rogers sind gesellschaftliche Fairness, Humanismus und Verantwortungsbewusstsein für das Kollektiv wichtige Leitprinzipien. „Architekten sind sowohl Wissenschaftler als auch Künstler“, sagte er. Diesen Aspekt verdeutlichte uns Max mit seinem Vortrag zum Centre Pompidou in Paris.

Mimi startete Ihren Geburtstag am Donnerstag, 19.9. in der großen Festgesellschaft des Kunstprofils und erschien mit der morgendlichen Feier ganz zufrieden. Der am Vormittag besuchte Ort „Covent Garden“ ist immer wieder inspirierend und neu: Alisa und Paula entführen uns in die Geschichte zwischen Markt und Gentrifikation. Mimi brachte uns im Anschluss die naturwissenschaftlich ausgerichtete Universität in Islington das London Metropolitan University Graduate Centre von Daniel Libeskind näher und bezog gleichzeitig und geschickt die Vorkenntniss der Gruppe zu dem Stararchitekten in ihre Ausführungen ein. Auch Sir Norman Foster durfte in London natürlich nicht fehlen. Lilli arbeitete deutlich heraus, was an dem Rathaus der „London City Hall“ so bedeutsam ist: die ungewöhnlich knollenartige Form des Gebäudes ermöglicht, dass die Oberfläche des Gebäudes verringert werden kann und so die Energieeffizienz erhöht werden kann. Die Form der City Hall wird – wie alle Gebäude des Meisters –  mit zahlreichen Gegenständen verglichen, hier: darunter dem Helm von Darth Vader, einem eingedrückten Ei oder  einem Motorradhelm. Das phallisch anmutende Pendent von Sir Norman Foster „30 St Mary Axe, häufig The Gherkin (Gürkchen) oder Swiss-Re-Tower genannt, wird von Lisa und Cosima thematisiert. Den Abend genossen wir alle gemeinsam bei „Busaba  Eatthai“ im West End. Dort gibt es Thai-Küche in all ihren Facetten. Traditionelle Küche trifft dort auf moderne Einrichtung und kosmopolitische Firmenpolitik.

Mit den Vorträgen erhielten wir einen vielfältigen Einblick in Bereiche von London, die man als typischer Tourist sicher nicht unbedingt aufsucht wie die Peckham Library am Freitag, 20.9. recht im Süden der Stadt. Dieser Stadtteil ist so bunt bzw. farbig wie die Rückseite der Library gestaltet ist. Die Bewohner haben zum Teil englische Wurzeln aber auch viele in Bangladesh, der Karibik, in China, Indien, Irland, Nigeria, Pakistan, der Türkei, Osteuropa oder Vietnam. Die Bücherei wird zu einem Ort der sozialen Interaktion und der kulturellen Kommunikation. Julian forschte, weshalb gerade diese  Bücherei des Londoner Büros Alsop & Störmer mit dem Sterling Price ausgezeichnet wurde. Die Bürger von Peckham sollten ihrer neuen Bibliothek mit Begeisterung und Zuneigung begegnen können. Flexibilität und Anpassungsfahigkeit für zukünftige Belange sowie hohe Wirtschaftlichkeit waren die Parameter, auf die William Alsop sich in seinem Entwurf konzentrierte.

Während die einen anschließend den Stadtteil weiter erkundeten, tätigten die anderen letzte Einkäufe, begaben sich auf noch nicht besuchte Märkte oder widmeten sich der eigenen Kunst oder der der anderen in der Tate.

Die Vorträge und Ausstellungsbesuche wurden gemeinsam abgehalten, die Kunstprojekte individuell ausgewählt und gestaltet. Ob es Erinnerungsfotos mit einem „Travelling friend“ werden, wie in der „fabelhaften Welt der Amélie“ von dem Gartenzwerg, der seine Weltreise mit postkartengerechten Fotografien dokumentiert, ob es „Close ups“  werden – fotografiert oder doch eher gezeichnet. Hierbei soll London aus der Froschperspektive erblickt und – wie Dürer in seinem be­rühmten „Rasenstück“ – die kleinen Details erforscht werden.

Auch die Beleuchtung von London konnte untersucht werden: „Morgengrauen“. Wer ist noch unter­wegs, wer ist schon auf den Beinen? Die Verwendung von Blitzlicht ist dabei streng verboten. Bei „Night on Earth“ soll eine fotografische Serie über das nächtliche Leben in London realisiert werden. Der Fokus liegt hier auf dem Verhältnis von Figur und Raum/Architektur. Aber es muss auch nicht immer nur abbildhaft sein: Für das Thema „Abstraktion“ sucht man sich einen Aussichtspunkt, der es erlaubt, London aus der Vogelperspektive zu betrachten. Welche Strukturen ergeben sich? Eine Zeichnung dokumentiert die Strukturen und Muster. Es muss aber nicht immer Kunst im althergebrachten Verständnis sein auch die „Archäologie der Stadt“ kann erarbeitet werden. Im Sinne der künstlerischen Kartierung wird im Stadtplan ein Planquadrat ausgesucht. Wie ein Forscher wird alles mit Texten, Skizzen, Fotos oder/und Fundstücken aufgezeichnet, was etwas über das Viertel und seine Bewohner verrät. Autokennzeichen, Automarken, Fensterschmuck, Vorhänge, Türschilder, Bodenbeläge… Aber auch die Mode sollte nicht zu kurz kommen, während in der Stadt die Londoner Fashion Week ihren Höhepunkt erreicht. „London Fashion“: London ist weltberühmt für seinen modernen Stil. Sowohl auf den Straßen als auch in den Boutiquen ist London ein Paradies für Modebegeisterte. Dieses Phänomen kann mit künstlerischen Mitteln der eigenen Wahl untersucht werden. Einige performten vielfältig in den Umkleidekabinen der Stadt und eroberten viele Tragetaschen der bedeutenden Modehäuser wie sie die Schweizer Performance- und Objektkünstlerin  Sylvie Fleury in ihren raumfüllenden Installationen zeigt.

Viele entschieden sich für das „Kunsttagebuch“. Sie dokumentierten wichtige Londoner Begegnungen mit der Kunst in einem „Kunsttagebuch“. Sie sammelten Belege, fertigten Skizzen, Fotografien und kleine (literarische) Texte. Jede und jeder setzt hier seine eigenen Akzente. Die Ergebnisse werden Sie/ werdet ihr spätestens in unserer Abschlussausstellung im nächsten Schulhalbjahr sehen.

Auf jeden Fall haben wir viele Einblicke in die reale gebaute zeitgenössische Architektur Londons gewonnen und können diese für die kommenden Themen im Semester noch gewinnbringend nutzen: Postmoderne, Funktionalismus und Historismus. Aber nicht nur das fachliche Wissen wurde gestärkt, auch unser recht großes Profil mit 9 Herren und 13 Damen, d.h. 22 Kunstwilligen und Kunstwütigen wurde in seiner Gruppendynamik positiv bestärkt. Wie wir wissen sind Künstler immer etwas anders als die Anderen…und eigenwillige Einzelprojekte und expressive Einzelperformances nicht selten.

An dieser Stelle möchten wir Herrn Scheehl ganz herzlich danken für die geografisch, menschlich und fachlich-sachlich wunderbare Begleitung bei den Vorträgen, den Ausstellungsbesuchen und der gesamten Studienreise nach London. So macht eine Performance im Stadt(t)raum London Spaß.

Das Kunstprofil mit Janina Arlt

ZITATE:

„12 Millionen Menschen und 20 Mülleimer…“ (Nico)

„I shall leave this city not less but more beautiful than I found it.“ (Richard Rogers) ausgewählt von Vanessa

„Don’t go breaking my art!” (Demo vor der National Gallery – ausgewählt von Kim)

„Ich liebe London. Ich will hier nicht weg.“ (von Marie – ausgewählt von Mimi)

The Ar(l)t is present. (Kurs)

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