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26. Oktober 2015

Strength lies in community

Henk – Leiter des Projektes: „Namibia became independent from South Africa in 1990, after first having been a colony (of Germany) and then for many years a protectorate of South Africa, under a UN resolution. A war, for some years an extensive war with other countries also involved, started in the 1970’s and lasted until 1989. After independence, Namibia became a republic. During the South African time, the policy of “apartheid” caused tribes to stay in “homelands”, but in a new independent republic, people started moving all over the country in search of a better life, which is mostly elusive. In this way, Gobabis also got many new inhabitants, so that the town now looks quite different than 20 years ago. Most newcomers didn’t, and still don’t have jobs, therefore a large informal settlement came into being, Epako.  Poverty, alcoholism, HIV/Aids, lack of child care and lack of food caused much suffering for children.“

Heute ging es für uns auf die andere Seite des Zauns, der das Projektgelände vom Township – eben jenem „informal settlement“ trennt – in das wahre Leben der Kinder, für die wir tagtäglich hier arbeiten. Hier leben 15.000 der insgesamt 30.000 Einwohner Gobabis‘, wobei 90% der Menschen ohne Arbeit sind. Das bedeutet hier auch ein Leben vollkommen ohne jegliche staatliche Unterstützung für Menschen im arbeitsfähigen Alter. Auf den ersten Eindruck, den wir durch unsere Blicke über die Sandfläche Richtung Epako haben, scheint das Township aus wild aneinandner gereihten Blechkronstrukten zu bestehen. Bei unserem heutigen Besuch mit Henk dort, konnten wir aber schnell feststellen, dass die Siedlung eine Infrastruktur einer normalen Kleinstadt ähnlich hat.Die Straßen sind im Quarrée angeordnet, jedes Grundstück durch einen  Zaun vom nächsten getrennt. Auf den Grundstücken finden sich Shacks vielerlei Gestalt – einige wenige aus Stein, viele aus Wellblech, manche aus Plastiktüten und vielem mehr. Auch hier ist alles staubig und trocken. Ihr Wasser bekommen die Menschen, indem sie sich Tokens kaufen und damit in jeweils 20 Liter Rationen dieses an bestimmten Ausgabestellen erhalten. Aber statt sich alleine ihrem Schicksal hinzugeben, tun sich die Menschen hier zusammen, teilen und helfen sich. Henk: „Strength lies in community.“

Henriette: „Beeindruckend, wie Menschen, die so gut wie keine Zukunft haben und deswegen auch nur von Tag zu Tag leben, so glücklich und zufrieden miteinander leben können. Jugendliche, im selben Alter wie wir, sitzen zusammen, hören die gleiche Musik wie wir, sehen eigentlich auch genauso aus wie wir und müssen gleichzeitig aber so andere Gedanken als wir haben. Haben vielleicht Sorgen, an die wir nicht mal annähernd denken und haben nicht mal die Chance, nur ansatzweise die selben Zukunftspläne wie wir zu schmieden. Sich das bewusst zu machen berührt mich immer wieder. Gleichzeitig habe ich mich auch irgendwie schlecht gefühlt, das, was diese Menschen haben und uns stolz gezeigt haben, zu bedauern. Wenn es diesen Leuten gut geht und sie irgendwie glücklich sind, dann sollte das mich doch eigentlich nicht traurig machen, nur weil dieser Lebensstandard vielleicht nicht unserem entspricht.“

Hanna: „Als wir in einem der Shacks waren, war mein erster Gedanke: Wie soll man hier glücklich wohnen?! Jeden Tag in dieses schon sehr heruntergekommene Bett zu gehen und ein paar zusammengebastelte Wellbleche und Stofffetzen ein zu Hause zu nennen. Diese Verhältnisse sind so weit weg von jeglichen Standards, die wir gewöhnt sind, dass es für mich wirklich unvorstellbar ist, wie man so tagtäglich leben kann. Umso erstaunlicher und beeindruckender ist es, dann auch zu sehen, dass die Menschen, die dort leben, zum Teil alles andere als verzweifelt und unglücklich aussehen, laute fröhliche Musik hören und lachend über die Wege gehen. Doch am allermeisten war ich gerührt, als ich in die Gesichter der Jungen geguckt habe, die kaum älter als wir sind, aber ein Leben führen, welches sich nicht stärker von dem unsrigen unterscheiden könnte. Ich habe darüber nachgedacht, was diese jungen Menschen überhaupt im Leben erreichen können, wie sie ihren Alltag gestalten und wozu sie wahrscheinlich niemals die Möglichkeit haben werden. Außerdem hat es mich wirklich sehr beeindruckt, zu sehen, wie die Frau, die wir besuchen durften, es geschafft hat, sechs eigene Kinder großzuziehen und gleichzeitig noch bereit war, sechs weitere Kinder, die Waisen sind, bei sich aufzunehmen und für sie zu sorgen. Gleichzeitig habe ich mich die ganze Zeit auch schlecht gefühlt, weil es mir falsch vorkam, diese Menschen und ihre Lebensumstände zu bemitleiden. Denn nur weil wir schon allein bei dem Gedanken daran, wie so ein Leben sein muss, Angst bekommen würden, bedeutet das ja nicht automatisch, dass die Menschen nicht glücklich oder zufrieden mit sich und ihrer Situation sind. Es war somit wirklich nicht leicht für mich, diese Eindrücke zu verarbeiten und zu überlegen, was ich davon halten soll. Auf jeden Fall wird einem nach so einer Erfahrung noch einmal richtig bewusst, wie unglaublich gut es einem geht und dass die Probleme, die wir haben, nicht annähernd mit denen der Menschen, welche im Township leben, vergleichbar sind.“

Noa: „…Henk hatte während unserer kleinen Tour auch erwähnt, dass die Gemeinschaft dort sehr stark zusammenhält und teilt, da viele auf die Hilfe der anderen angewiesen sind. Diese Unterstützung, welche sich die Menschen gegenseitig bieten, ist das Fundament für das Überleben des Townships. Ganz anders als in Europa, wo jeder ausschließlich oder vorrangig an sich selber denkt.“

Charlotte: „Natürlich habe ich schon vorher oft Ausschnitte, ob nun in Dokumentation, Zeitschriften, Nachrichten, Büchern oder über Erzählungen viel über sogenannte Townships erfahren. Vorweg sollte man allerdings beachten, dass sie sich natürlich alle voneinander unterscheiden. Nun durften wir heute dank Henk einen Einblick in das Township Epako bekommen. Und diese Erfahrung hat meine Sicht noch ins viel Extremere verändert. Ich denke, dass man allgemein sagen kann, dass bevor man solch einen Ort nicht wirklich bewusst besucht hat, es eigentlich unmöglich ist, ein Gefühl dafür zu entwickeln, wie diese Menschen dort leben. Ein Haus, soweit es sich als das beschreiben lässt, welches nicht größer ist als das eigene Badezimmer und das bewohnt wird von bis zu 10 Personen, zusammengebaut aus Teilen, welche man höchst wahrscheinlich bei uns als Müll bezeichnen würde. Dicht nebeneinander gebaut, mit einem Zaun, welcher wahrscheinlich sogar schon ein Bonus für die Bewohner ist. Es geht einem so wahnsinnig unter die Haut, wenn man diesen so extremen Kulturunterschied erfährt und sich dessen im täglichen Leben dieser Extreme nicht wirklich bewusst war. Auf der anderen Seite habe ich eine zweite Erkenntnis aus diesem Besuch gezogen und zwar, dass die Leute trotz der wirklich manchen Menschen nicht einmal vorstellbaren Lebensumständen glücklich wirkten. Auf der Fahrt direkt durch die verschiedenen Teile wurde gewunken, gerufen und freundlich strahlende Gesichter haben einem entgegengeblickt. Natürlich ist es schwierig, aus diesem Verhalten auf die wirklichen Gefühle der Personen zu schließen. Mein Ziel ist es nicht, mich dessen anzumaßen, aber das Gefühl, was dabei rübergekommen ist, hat sich total echt angefühlt. Dadurch, dass die Leute so gut wie nichts besitzen, halten Sie als Gemeinschaft wahnsinnig zusammmen. Es wird geteilt und sie sind offen, freundlich und herzlich zueinander. Sie leben in den Tag hinein und nehmen die Dinge so hin, wie sie gerade kommen. Damit will ich keineswegs sagen, dass ja eigentlich alles schön ist, denn sie kennen es nunmal nicht anders. Schlussendlich kann ich persönlich sagen, dass mir dieser kurze Besuch eine wertvolle Bereicherung meiner Sicht auf die deutschen Verhältnisse und vor allem auf das tägliche Leben gewesen ist. Uns in Deutschland geht es so wahnsinnig gut und genau das vergessen die Menschen viel zu oft. Man sollte sich dessen einfach bewusst sein und wissen, dass man schon mit kleinen Schritten helfen kann und vor allem seine Ansprüche vielleicht ab und an etwas zurückschrauben sollte. Ich jedenfalls habe daraus etwas gelernt.“

 

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