
Spurensuche in Berlin
Zum Abschluss des letzten Semesters am Gymnasium Eppendorf planten wir, das Kunstprofil, einen ganztägigen Ausflug in die Hauptstadt Berlin. Somit standen wir alle an einem Freitagmorgen ein wenig müde, aber trotzdem motiviert, am Hamburger Hauptbahnhof. Besonders gefreut über diesen Trip haben wir uns, da in den letzten zwei Jahren Ausflüge kaum möglich waren und wir somit kurz vor dem Abitur noch einen schönen Tag miteinander verbringen konnten.
Da wir uns in dem dritten Halbjahr der Oberstufe viel mit dem Dekonstruktivismus, einer ausdrucksstarken Stilrichtung der Architektur, beschäftigt haben, stand das Jüdische Museum Berlin von dem bekannten Architekten Daniel Libeskind im Fokus unseres Tagesausflugs. Auf mehr als 3500 Quadratmetern wird hier die jüdische Geschichte in Deutschland erzählt. Besonders im Fokus steht die Kultur der Juden, aber auch Unterdrückungen in den vergangenen Jahrhunderten, vor allem dem Holocaust. Hierbei werden nicht nur Artefakte aus der Geschichte der Juden gezeigt, sondern auch moderne und interaktive Wege genutzt, um den Besucher in die Kultur und die Vergangenheit des Judentums einzubinden. Für uns lag der Fokus auf der Architektur des Museums. Auffallend sind die kahlen und hohen Betonwände und spitzen Winkel und schrägen Böden, die Libeskind bewusst einsetzte, um einen beklemmenden Effekt beim Besucher zu erzeugen.
Besonders bewegend für uns alle war die Installation “Schalechet – Gefallenes Laub” von Menashe Kadishman. Sie besteht aus 10.000 Gesichtern aus runden Eisenplatten mit aufgerissenen Mündern, die in einem der „voids“, einem hohen schachtartigen Raum, auf dem Boden liegen. Wenn man über diese Gesichter läuft, dann klingen die dabei entstehenden Töne wie schmerzhafte Schreie. Diese Installation soll an die im Holocaust ermordeten Juden und deren Leid erinnern. Auch wenn dieses Museum viele von uns bedrückt und berührt hat, war es spannend, es „live“ zu erleben.
Nach einem schnellen Mittagessen – ein Berliner Döner musste natürlich getestet werden – ging es nun zum Humboldt Forum im neuen Berliner Schloss, wo die zweite Ausstellung des Tages auf uns wartete. “Berlin Global” zeigt, wie die Stadt und ihre Menschen miteinander verbunden sind, durch Revolution, Freiraum, Grenzen, Vergnügen, Krieg, Mode und Verflechtung. Moderne und interaktive Erlebnisse sowie eine bunte Vielfalt im Inhalt machten den Besuch der Ausstellung sehr abwechslungsreich. Ein Highlight war eine begehbare Discokugel, die mit tanzenden Lichtern und Kopfhören für viel Spaß sorgte.
Nach zwei interessanten und total unterschiedlichen Orten und einem Gang durch Berlins Zentrum mussten wir uns schließlich wieder auf den Weg zur Bahn begeben, um zurück nach Hamburg zu fahren. Dies war ein anstrengender, aber auch anregender, toller und inspirierender Tag für uns alle!