
„So weit gekommen und so viel gesehen“ – Max Giesinger
Am Montag machten wir uns um neun Uhr auf den Weg Richtung Twyfelfontein. Auf einer etwas holprigen Schotterpiste ging es zum Teil steil bergauf und -ab wie auf einer Achterbahn, doch schließlich erreichten wir unser Ziel gegen Mittag. Tweyfelfontein bezeichnet eine Quelle und ein Tal in der Region der Damara. Auf mehreren Felsplatten in dem Tal sind Petroglyphen zu sehen, die mehrere tausend Jahre alt sind. Nach der Führung ging es wieder auf der allzu beliebten Schotterpiste zur Lodge. Aufgrund der frühen Heimkehr konnte sich die gesamte Truppe am Pool treffen und gemeinschaftlich platschten wir im Wasser, sonnten uns oder spielten Karten. Nach dem darauffolgenden Abendessen gab es ein außergewöhnliches Programm. Eine Gruppe von Einheimischen präsentierte uns alte Volkslieder samt traditioneller Kleidung. Die Show war nicht nur anhand der für uns Europäer absonderlichen Choreografie amüsant, sondern auch für manche mit zwiespältigen Gefühlen verbunden. Denn die Gruppe stellte sich als authentische Großfamilie dar, da fünf Kinder mit aufgetreten sind. Uns allen gefiel der Gesang und Tanz, doch wunderten wir uns trotzdem, dass fünf Kinder (zwischen sechs und zwölf) an einem Wochentag spät abends Touristen bespaßten. Auch wenn sie dies gutgelaunt und motiviert rüberbrachten, war es wohl kaum ihr Hobby, sondern Notwendigkeit, um einen Teil für das Einkommen der Familie beizutragen. Für uns Schüler aus Eppendorf ist dieses Phänomen wahrhaftig fremd. Wenn wir als Jugendliche arbeiten, dann ist das meist, damit wir mehr Geld (über das Taschengeld hinaus) im Monat zur Verfügung haben, und nicht damit man der Familie finanziell unter die Arme greift. Wir beschweren uns (an schlechten Tagen) schon, wenn wir mal den Müll rausbringen müssen, die Geschirrspülmaschine ausräumen oder mal auf die jüngeren Geschwister aufpassen sollen. Vielleicht sollten wir erkennen, dass diese Dinge in Wahrheit nur Kleinigkeiten sind, und dass wir diese gerne tun sollten, um auch der Familie bzw. den Eltern zu helfen. Denn wir haben das Privileg, nicht hart schuften gehen zu müssen.
Am nächsten Morgen ging es früh wieder auf die Schotterpiste mit Kurs auf Swakopmund. Auf dem Weg hörten wir plötzlich ein lautes Zischen, unser linker Vorderreifen hatte einen Platten. Die Gruppe setzte sich (nachdem wir unsere Hilfe angeboten hatten) gemütlich zum Kartenspielen in den Sand, während Uwe zusammen mit unserem Fahrer bei 38 Grad mühevoll einen neuen Reifen anbrachte. Am frühen Nachmittag kamen wir dann schließlich in Swakopmund an, zogen uns alle schnell um und hüpften (abgesehen von Frau Böcker) in den eiskalten Atlantik. Nach kurzem Duschen und Shoppen in der Stadt waren wir abends in einem Restaurant am Strand essen, guckten uns den Sonnenuntergang an und ließen den Tag ausklingen.
Von Hannah und Frytz