
Schon viel gesehen und viel gelernt
Genau heute vor einer Woche sind wir nach Gobabis aufgebrochen. Wir wussten alle nicht, was auf uns zukommt und unsere Vorstellungen entsprachen bei weitem nicht der Realität.
Unser Projekt, einen Kinderspielplatz mitten im Township zu bauen, brachte viele von uns an ihre körperlichen Grenzen. Nun steht schon der kleine Spielplatz auf dem Schulgelände und unser großes Projekt, das Spielgerüst, geht gut voran. Die langen Arbeitstage bei 37 Grad machten es uns nicht leicht, bei der Sache zu bleiben. Die Motivationsreden von Herrn Wilksen brachten uns zwar in Schwung, jedoch waren es vor allem die neuen Einsichten, die wir in den letzten Tagen erlangen konnten, die uns hart arbeiten ließen.
Solch eine Armut zu erleben und mit eigenen Augen zu sehen, hat schon jetzt unseren Weltblick und unser Denken verändert. Wir alle leben sehr privilegiert und meinen zu wissen, wie gut wir es haben. Wir alle haben noch nie gehungert und die Kinder hier werden nicht einen Tag satt.
Viele Mütter können ihre Kinder oft nicht ernähren, geschweige denn zur Schule schicken. Für uns ist ein eigenes Zimmer, fließendes Wasser und medizinische Versorgung selbstverständlich. Ist es nicht unfassbar, dass wir es zu Hause wagen uns über die banalsten Dinge zu beschweren? Kein Wunder, dass es für uns fast schon beschämend ist, durch die Townships zu gehen und zu wissen, dass wir täglich gutes Essen wegschmeißen. Während die Vorschulkinder unsere weggeworfenen Bananenschalen aus dem Müll essen.
Wenn wir unser Haus verlassen, müssen wir keine Angst haben, angegriffen oder vergewaltigt zu werden. Hier in den Townships ist es keine Seltenheit, als Frau vergewaltigt zu werden, etwas das wir uns nicht vorstellen können. Daraus resultieren oft ungewollte Schwangerschaften, auch im Alter von 13 oder 14 Jahren, so wie bei Tante Emma. Erschreckend, nicht wahr?
Wir haben jetzt schon vieles gelernt und haben viel Zeit damit verbracht, über unsere Erlebnisse nachzudenken. Die geteilten Erfahrungen, die wir gemacht haben, haben uns als Gruppe sehr schnell zusammengeschweißt und man könnte uns bereits als eingespieltes Team bezeichnen.
Für Morgen steht ein gemeinsames Kochen mit einer Familie in dem Township an. Wir freuen uns auf viele weitere Eindrücke und eine schöne Zeit.
Schon nach dieser Woche können wir sagen, dass wir alle viel stärker wertschätzen sollten, mit welchen Möglichkeiten wir aufwachsen.