
Oper – Frank Castorf inszeniert „molto agitato“ in Hamburg
Bis dahin ist es längst klar: Castorf trägt so dick auf, weil er sich gerade in der Brechung mit den Schwachen und Verlierern solidarisiert. Wie sehr die Corona-Pandemie das kollektive Leben verändert hat, muss er nicht erst zum Thema machen. Es spricht aus dem kahlen Bühnenraum. Aus dem Abstand zwischen den Sängern an der Rampe. Aus der Blicklosigkeit, wenn sie ganz hinten in einer Art Künstlergarderobe hocken – was das Publikum nur im Video sehen kann.
Trotz der drastischen Bilder atmet das Ganze eine tiefe Melancholie. Auch das winzig besetzte Philharmonische Staatsorchester klingt unter der Leitung von Generalmusikdirektor Kent Nagano entrückt, selbst noch in der Weill-Besetzung mit Blech und Schlagzeug. Saal, Bühne – alles drei Nummern zu groß. Freundlicher Beifall aus den schütter besetzten Publikumsreihen. So ist sie, die neue Realität.
Quelle: https://www.sueddeutsche.de/kultur/musik-frank-castorf-inszeniert-molto-agitato-in-hamburg-dpa.urn-newsml-dpa-com-20090101-200906-99-449994