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Online sein…- Ein Poetry-Slam-Beitrag zum Anhören
Wir haben uns im Deutschunterricht mit dem Thema der Mediengesellschaft und ihrer Gefahren auseinander gesetzt. In diesem Zusammenhang hat die Schülerin Emily Lale-Khani (S4) einen Poetry-Slam Beitrag verfasst.
Poetry-Slam-Beitrag zum Anhören
Online sein…
von Emily Lale-Khani
schreibt…
online…
schreibt…
Zuletzt online um 15:27 Uhr.
Auf deine Antwort warte ich nur.
Warten. Warten. Warten. Das mache ich viel. Ich warte, bis etwas passiert, es piept oder klingelt.
Warten, bis mich endlich etwas aus diesem Tunnel reißt.
Der Tunnel voller Posts, Reels, Videos und Captions über alles.
Deinen Urlaub nach Mallorca, seinen neuen Hund, ihre Bilder vom Sonnenuntergang.
Schön, denke ich. Würde ich auch gern mal seh‘n. Müsst‘ ich doch nur aufsteh’n und geh‘n.
Raus in die Realität. Doch was mich hier festhält? Ich weiß es nicht.
Ist es das Licht des Displays welches mich grell anstrahlt, oder das Gefühl von Dabei-Sein, auch wenn ich es nicht bin. Wünschen es mitzuerleben, stattdessen immer nur davon reden, „ich habe mal fast..“ oder „ich werde bestimmt bald…“, ich weiß, es klingt total verstrahlt, aber es ist einfacher. Einfacher als einzugesteh‘n, den Wasserfall hab ich nur online geseh‘n, die Bergluft aus dem Video erahnt, auf TikTok einmal Schildkröten geseh‘n, schwimmend im kristallklaren Wasser, welches sich frisch und weich auf meiner Haut angefühlt hat.
Hätte. Bestimmt. Wäre ich dort gewesen. Aber ich war nicht da. Ich war nur hier.
Gefangen in dem Tunnel voller Posts, Reels, Videos und Captions über alles.
Alles, was ich verpasst habe, nicht erlebt habe, alle Wünsche und Träume und Vorstellungen,
welche ich erlebt hätte, wäre ich nicht gefangen in diesem Tunnel voller Posts, Reels, Videos und Captions.
Über alles, alles Verpasste, alles Nicht-Erlebte.