

Nach zweijähriger Pause fand wieder die Lesung aus Borcherts Werk im Jg. 9 statt
„Meine Reise dauert noch, bis dahin versuche ich noch kräftig zu atmen.“
Mit diesen Worten schließt Wolfgang Borchert seinen Brief an Hans-Ulrich Cassebaum, der versucht einige seiner Geschichten in Schweden zu veröffentlichen. Es ist Mitte April und Borchert, durch seine Krankheit sehr geschwächt, berichtet in knappen, lakonischen Worten aus seinem Leben und über sein bisheriges literarisches Schaffen und wünscht sich, dass seine Geschichten gelesen werden, er weiterhin schreiben – und lernen darf. Er notiert: „Vielleicht gelingt es mir, in Zukunft für meine Arbeit eine gültige Form zu finden.“ Auch in weiteren Briefen, z. B. an seine Eltern oder Freund:innen, fällt auf, dass Borchert sich durch seine krankheitsbedingte Bettlägrigkeit nicht deprimieren lässt bzw. diese ihn nicht entmutigt.
Dieses positive Lebensgefühl spiegelte sich auch in weiteren Texten, die Herr Professor Hans-Gerd Winter für die Lesung ausgewählt hatte. In seinem Einführungsvortrag erläuterte Professor Winter, der auch der Vorsitzende der Int. Wolfgang-Borchert-Gesellschaft ist, wie sich bei Borchert diese positive Einstellung zum Leben immer wieder zeigt trotz seiner traumatischen Kriegserlebnisse. Die Borchert-Texte wurden eindrucksvoll von der Schauspielerin Marion Gretchen Schmitz vorgetragen.
Literarisch abgerundet wurde die Veranstaltung durch zwei Variationen zu Borcherts Gedicht „Hamburg“ aus der Klasse 9C (Emilia Harders, Annika Menden).
Die musikalische Untermalung übernahmen Franziska von Janson und Soraya Fahadyn aus der Klasse 9A.
Herzlichen Dank an das Technik-Team, die Kultur-AG und Frau Arlt und unsere Hausmeister für die Bestuhlung in einer umbauintensiven Zeit vor den Ferien!
Hamburg – W. Borchert
Zwischen grünen Kirchturmsmützen
wie mit feingemalter Kunst
ragen Dächer, Giebelspitzen
in den blauen Hafendunst.
Auf den schmalen, alten Fleeten
ziehen schwerbeladen Schuten –
manchmal hörst du wie Trompeten
fern die großen Dampfer tuten.
Hör des HafensOrgelbrausen,
Möwenschreien hin und her!
Wenn die steifen Winde sausen,
riechst du schon das weite Meer.
In den blauen Hafendunst
ragen Dächer, Giebelspitzen
wie mit feingemalter Kunst
zwischen grünen Kirchturmsmützen.
Hamburg
Zwischen bunten Automassen
wie mit feingemalter Kunst,
ragen teure Dachterrassen
in den grauen Abgasdunst.
Auf den schmalen Bürgersteigen,
Massen ziehen hin und her!
Bettler mit verstimmter Geige,
fern das Horn der Feuerwehr.
Spür der Großstadt Lärm und Brausen
Roller kreisen hin und her!
Boten mit Paketen sausen,
alte Läden stehen leer.
In den grauen Abgasdunst
ragen teure Dachterrassen,
wie mit feingemalter Kunst,
zwischen bunten Automassen.
Emilia Harders (9c)
Hamburg
Frühlingshafte Großstadtdüfte
Weht auf den schönen Wegen
Autos sprühen viele Lüfte
Kommt im Wind wie ein Segen
Blaues Wunder hier am Hafen
Schiffe tönen laut im Ohr
Wenn sie aufeinander trafen
Öffnet auch für sie das Tor
Auf dem Weg zur Alster runter
Stehen Leute lachend laut
Sonne scheine froh und munter
Plötzlich Regen alles braut
Kommt im Wind wie ein Segen
Autos sprühen viele Lüfte
Weht auf den schönen Wegen
Frühlingshafte Großstadtdüfte
Annika Menden (9c)