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28. Januar 2019

Musikalische Stolpersteine – Gemeinsam gegen das Vergessen

Frau Dr. Languth als Schulleiterin begrüßte am Donnerstag, 24.1.2019 zu dem Abend und betonte, wie wichtig die Erinnerungsarbeit gerade heute wäre und wie wichtig die Sichtbarkeit ist.

„Tot sind nur die, die man vergisst“ 

Seit 1995 erinnert der Kölner Künstler Gunter Demnig mit seinem Projekt „Stolpersteine“ durch kleine Gedenksteine an Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft vor deren früheren Wohnhäusern. „Stolpersteine“ sind kleine Betonwürfel im Format 10 x 10 x 10 cm, die auf ihrer Oberseite mit einer Messingplatte versehen werden, auf der die Lebensdaten eines Opfers eingraviert sind. Diesem Erinnerungs-Projekt haben sich seit Beginn mehrere ehrenamtliche Initiativen in zahlreichen Städten in Deutschland, Österreich, Ungarn und den Niederlanden angeschlossen. Seit 2002 gibt es das Projekt in Hamburg.
Im Rahmen dieser Arbeit sind nicht nur die Lebensdaten von Opfern erforscht worden, es sind darüber hinaus Kurzbiographien über viele Einzelschicksale entstanden, mit denen die Ermordeten sichtbar werden  und so vor dem Vergessen bewahrt werden können.

Die neunten Klassen unserer Schule haben sich im letzten Semester mit diesen Schicksalen in Hamburg und speziell in Eppendorf befasst. Die Schülerinnen Leonie Westphal und Amélie Gerndt aus der Klasse von Frau Schulenberg trugen zwei Texte passend zum Thema vor.

Im vorangegangenen Jahr gründete Familie Meshvinski das „Jewish Chamber Orchestra Hamburg“ aus der Idee heraus, das 1934 gegründete und zwei Jahre später wieder aufgelöste Jüdische Kammerorchester Hamburg wiederzubeleben. Damals gab das vom Violinisten, Dirigenten und Komponisten Edvard Moritz ins Leben gerufene Ensemble, finanziert von Spendenfonds und Konzerteinnahmen, innerhalb von vier Monaten insgesamt vier Konzerte, welche sich durch ein abwechslungsreiches Programm aus allen Epochen der klassischen Musik auszeichneten. Weitere Konzerte waren in Planung. Doch das historische erste Jüdische Kammerorchester Hamburg wurde Opfer des NSRassenwahns. Drei weitere Vorstellungen konnten nicht mehr gegeben werden. Als die Reichsmusikkammer im August 1935 jüdische Künstler mit Berufsverbot belegte, musste Edvard Moritz das Orchester auflösen.

Am vergangenen Donnerstag präsentierte das neue „Jewish Chamber Orchestra Hamburg“ in seinem Konzertprogramm „Musikalische Stolpersteine“ ein selten aufgeführtes Werk des durch das NS-Regime ermordeten jüdischen Komponisten Gideon Klein (1919-1945)eingebettet in eher bekanntere Stücke wie das klassisch-romantisch anmutende Streichtrio B-Dur, D 581 Franz Schuberts in vier Sätzen von 1817 und Serenade C-Dur, op.10 von Ernst von Dohnányi aus dem Jahre 1902.

Emanuel Meshvinski, Schüler unserer Schule, führte geschickt in das Leben und Werk von Gideon Klein und das Streichtrio mit den Sätzen „Allegro”, „Lento” und „Molto vivace” Sätzen ein:

„Der aus Mähren stammende Gideon Klein hatte gerade sein Klavierstudium in Prag hervorragend abgeschlossen und ein Kompositionsstudium begonnen, als mit der Annexion Böhmens und Mährens durch Deutschland 1939 auch die tschechischen Universitäten geschlossen wurden. Der kaum 20jährige war gezwungen, sein Studium aufzugeben und heimlich zu komponieren.“

1941 in Theresienstadt interniert, hat er bis wenige Tage vor seinem Abtransport nach Auschwitz komponiert.Kraftvoll und selbstbewußt verweist das Stück auf mährische Volkslieder, die das Werk in einfacher und geradliniger Weise verarbeitet. […]”

Jüdische Volkslieder hatte Sarah Kisker mit den Chören einstudiert und dabei Eltern und Lehrerinnen und Lehrer zum Mitsingen eingeladen.
Der Einladung folgte auch die Klasse 4c der Grundschule Forsmannstraße mit ihrer Chorlehrerin Birgit Benz. Die Freude am gemeinsamen Singen der Lieder „Hine Ma Tow“ und „Lo Yissa Goy“ wurde besonders in der Performance der jüngsten Sängerinnen und Sänger deutlich.
Die Liedzeile zu Deutsch „Siehe, wie schön und angenehm es ist, wenn Brüder beieinandersitzen“ kann als Programm für den Abend gesehen werden.

Es war ein berührender Abend der Gemeinsamkeit und des Gedenkens. 

Er endete mit der ergreifenden letzten Filmszene und Filmmusik aus „Schindlers Liste“ live von der Familie Meshvinski aufgeführt.
Der Film wechselt im Epilog vom Schwarz-Weiß der Vergangenheit zum Farbfilm und endet in der Gegenwart zur Zeit der Filmentstehung (1993) am Grab von Oskar Schindler auf dem Franziskaner-Friedhof in Jerusalem. Untermalt von den Klängen des Filmlieds „Theme From Schindler’s List“ passieren die realen von Schindler geretteten Juden nacheinander das Grab und legen, begleitet von ihren Darstellern im Film, Steine auf dem Grab ab.

Der Dank geht an alle Beteiligten.

Vielen Dank!

 

Jewish Chamber Orchstra: 

Natalia Alenitsyna, Violine, Viola

Emanuel Meshvinski, Violine, Viola

Pjotr Meshvinski, Violoncello

 

Schulchor und Oberstufenchor des Gymnasium Eppendorf,

unter der Leitung von Sarah Kisker

Fabian Kenk, Klavier

 

Klasse 4c der Grundschule Forsmannstraße,

unter der Leitung von Birgit Menz

(Fotos: Blanca Behrens)

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