
Jede Zerstörung ist die Möglichkeit eines kreativen Neuanfangs
Ausstellungsbesuch „Philippe Vandenberg. Kamikaze“ in der Hamburger Kunsthalle
Am Dienstag, 29. Januar 2019 besuchten wir mit Stefanie Busold, Villa Grisebach Auktionen und unsere Lieblings-Kunstgeschichten-Erzählerin, die Ausstellung.
Wir starten mit einen kurzen Filmeinblick in der Hamburger Kunsthalle, um uns zu sensibilisieren für diesen in Deutschland nicht ganz so bekannten Künstler. In kurzen Videoclips kommt der belgische Philippe Vandenberg (1952–2009) selbst zu Wort. Der Künstler kommentiert wichtige Motive, Techniken und Themen seines Werkes. Der Filmemacher ist der Sohn Guillaume Vandenberghe.
80 zum Teil großformatige Arbeiten und über 100 Zeichnungen und Druckgrafiken aus den Jahren 1993 bis 2009 werden präsentiert. Der aus dem Japanischen stammende Begriff Kamikaze (dt. „göttlicher Wind“) steht für eine japanische Luftangriffstechnik im Zweiten Weltkrieg und auch für selbstschadende Handlungen und dem Neuanfang danach.
Vandenberg hat ein Werk geschaffen, das verschiedene Stile aufweist: er malte abstrakt, aber auch figürlich, er fertigte expressive Porträts und arbeitete mit Schrift, er überarbeitete seine Arbeiten aber auch stetig und kratzte die Farbschichten von seinen Bildern wieder ab. So befasste sich Vandenberg mehr als zwölf Jahre lang mit dem „Gelöschten Bild“ (1989-2002) und forderte sich dazu auf, alles zu vergessen („Il me faut tout oublier“).
Kamikaze kann als das künstlerische Credo des Künstlers gesehen werden: Er zerstörte, um Neues zu erschaffen. Das Spiel mit Worten und Buchstaben und Gedankenfiguren zieht sich durch die gesamte Ausstellung. In einem der letzten Räume der Ausstellung lesen wir: „(Auc) Un grand amour (ne) suffit“ – „(K)Eine große Liebe reicht (nicht).“
Das Werk Philippe Vandenbergs erzählt von existenziellen Erfahrungen. Seine Bilder erzählen von der dunklen Seite des Menschen, von Hass und Gewalt, aber auch von zwischenmenschlicher Nähe und Teilhabe.
Wir sind uns alle einig: die Arbeiten von Philippe Vandenberg wirken verstörend, anregend und berührend zugleich und gleichzeitig können wir in ihnen Zeitgeschichte wie Kunstgeschichte lesen.
Vielen Dank Stefanie Busold für die Exkursion in die sehr besondere Kunstwelt von Philippe Vandenberg und die Ent-Deckung eines Werkes, das in seiner Vielschichtigkeit und Radikalität beeindruckt und für die vielen Geschichten, die auch später nachwirken.
Janina Arlt für die Besuchergruppe Kultur am Gym Epp bestehend aus Schüler*innen, Eltern und Lehrer*innen