CLOSE

Sitemap

Suchen
Suchen Sitemap
5. November 2015

Hochzeit der Baumschläfer

Auf allen drei Safaris begleitete uns Nicklaus als unser Guide durch die atemberaubende Tierwelt Namibias. Nicklaus ist das jüngste von elf Kindern, evangelischen Glaubens und seine Familie steht für ihn an erster Stelle. Er ist 31 Jahre alt und Angehöriger des Ha//oms-Stammes (// = Klicklaut), was so etwas wie „Baumschläfer“ bedeutet. Zu dem Namen kam es, da die Männer, wenn sie tagelang auf Jagd gehen, nachts auf Bäumen schlafen, um sich vor Raubtieren zu schützen. Sobald sie etwas erlegt haben, holen sie ihre Familien nach. So ziehen sie als Nomaden durch das Land.

Während der Safaris kam es zu einem interessanten Gespräch, in dem er viel über sich und seinen Stamm erzählte. Dabei ging er vor allem auf eine für diese Region traditionelle Hochzeitzeremonie ein: Sobald ein unverheiratetes Paar ein Kind erwartet, bietet die Familie der Frau dem Vater des Kindes zwei Optionen an: Entweder bezahlt er einen sogenannten „Labola“ (ein einmaliger Unterhalt, z.B. 2 Stück Vieh und einen Geldbetrag) oder er heiratet die Mutter. Entscheidet er sich, seine Freundin zu heiraten, beginnt ein zweiwöchiger Prozess, in dem die Dorfältesten anstelle des Mannes selbst um die Hand der Frau anhalten. Während dieser zwei Wochen ist es Mann und Frau nicht erlaubt, sich zu sehen. Die Vertreter des Mannes gehen zur Familie der Frau und berichten von dessen Heiratswunsch. Die Familie der Frau wird innerhalb der nächsten zwei Wochen der Tradition folgend immer wieder betonen, dass die Frau keine Eigenschaften einer guten Hausfrau habe, also nicht kochen, bügeln oder sonst etwas könne. Die Gesandten geben aber nicht nach und zeigen, dass sie trotzdem sicher sind, dass sie eine gute Ehefrau wäre. Nach den zwei Wochen verlangt die Familie, den Mann zu sehen (auch wenn sie ihn schon kennen), um ihn sich noch einmal ganz genau anschauen zu können. In diesem Gespräch wird geprüft, wie gut der Mann mit starker persönlicher Kritik umgehen kann. Danach versichert er erst seiner eigenen Familie und dann der seiner Zukünftigen, dass er treu bleiben wird, komme was wolle. In der darauf folgenden Nacht muss der Mann seine Freundin in einem dunklen Raum mit vier weiteren Frauen ohne jegliche Verständigung erkennen. Schafft er dies nicht, wird die ganze Hochzeit verlegt, da dies beweist, dass er seine Frau noch nicht genug kennt, um sich auf ein gemeinsames Leben einzulassen. Doch schafft er es, steht der Hochzeit nichts mehr im Wege. Von diesem Zeitpunkt an bis zur Trauung dürfen sich Mann und Frau erneut nicht mehr sehen. Die Hochzeit selbst findet im Amt statt, wo das „Certificate“ unterschrieben wird und die Ringe ausgetauscht werden. Danach wird in einer großen Halle ausgelassen gefeiert. Natürlich erscheinen alle in ihren besten Kleidern. Eine Hochzeit ist hier für unsere Verhältnisse sehr günstig, nur ca. 7000N$ (500€). Denn es ist hier üblich, dass jeder der geladenen Gäste (200+ Personen) etwas mitbringt. Nach der Feier zieht die Frau zu ihrem Ehemann und nimmt dessen Nachnamen an.

Was für uns ungewohnt klingt, ist für Nicklaus Tradition und somit vollkommen normal. Er selbst entschied sich, seine Freundin nach einer achtjährigen Beziehung zu heiraten, als sie schwanger wurde. Nicht um der Unterhaltsgebühr zu entgehen, sondern aus Liebe.

Philippe und Henriette

Top