
Gymnasium Eppendorf – auf der Suche nach Spuren des Nationalsozialismus in Hamburg
Geschichtsprojekt der Klassen 9A und 9D vom 24.9. – 28.9.2018
In der Woche vor den Herbstferien haben sich die Klassen 9A und 9D mit der Zeit des Nationalsozialismus intensiver auseinandergesetzt. Im Mittelpunkt standen dabei das Gymnasium Eppendorf und das schulische Leben während der Zeit des Nationalsozialismus.
Die Woche begann für beide Klassen mit der Bedeutung von Stolpersteinen. Das Gymnasium Eppendorf liegt in einem Stadtteil, in dem bis zum Beginn der Vertreibung und Vernichtung sehr viele Juden gelebt haben. Deshalb finden sich in den Straßen rund um die Schule sehr viele Stolpersteine, die an die Jüdinnen und Juden erinnern, die dort gewohnt haben. Aufgabe war es, über diese Menschen mehr herauszufinden und ihre Biografien zu präsentieren.
Am Dienstag (9A) bzw. am Donnerstag (9D) besuchten die Schülerinnen und Schüler das ehemalige Konzentrationslager Neuengamme. Die jeweils fünfstündigen Führungen hatten verschiedene Schwerpunkte, zum einen informierten sie über die „Kinder und Jugendlichen im KZ“, zum anderen über den „Alltag der Häftlinge im KZ“.
Auch das Stadtteilarchiv Eppendorf war in die Projektwoche eingebunden. Die Klasse 9D folgte den Spuren von Wolfgang Borchert, der von 1935 bis 1938 die Oberrealschule Eppendorf besuchte. Während dieses Erkundungsgangs erfuhren die Schülerinnen und Schüler auch einiges über die Namensgeber der Marie-Beschütz-Schule und der Geschwister-Scholl-Straße. Der Stadtteilspaziergang der 9A konzentrierte sich auf den Marie-Jonas-Platz und den Kellinghusen Park, hier stand die Erinnerung an jüdische Mitbürger und Mitbürgerinnen im Vordergrund.
Mit Hilfe der Chronik des Gymnasiums Eppendorf wurden vier Biografien von ehemaligen Schülerinnen und Schülern näher untersucht. Zwei dieser Schüler mussten das Gymnasium verlassen, weil sie Halbjuden waren. Einer dieser Schüler war Robert Muller. 1938 wurde er mit dem ersten Kindertransport nach England verschickt, überlebte so den Krieg und entkam der Vernichtung – anders als seine Großmutter Elsa Schickler, die in der Haynstraße wohnte und nach Riga deportiert wurde, wo sich ihre Spur verläuft. Über seine Kindheit und Jugend in Hamburg hat Robert Muller einen Roman geschrieben, „Die Welt in jenem Sommer“, dem Olympia Sommer 1936. In ihm erinnert er sich an seine Großmutter und auch an seine Schulzeit am Gymnasium Eppendorf. Gemeinsam haben die Klassen 9A und 9D die Verfilmung des Romans gesehen.
Im Rückblick auf die Woche empfehlen die beiden Klassen vor allem den Besuch der Gedenkstätte Neuengamme, dieser hat einen sehr guten Einblick in die Zeit des Nationalsozialismus verschafft. Aber auch die Beschäftigung mit den Erfahrungen der Schülerinnen und Schüler, die in den 1930er das Gymnasium Eppendorf besuchten, waren aufschlussreich, weil deutlich wurde, wie sehr deren Leben durch das nationalsozialistische Denken und den Krieg beeinflusst wurde.
Bengi und Luias (9A), Lilli und Liv (9D)