
Gesichter der Großstadt
Am Donnerstag, 2. Mai 2019 unternahm der Geographie-Kurs von Herrn Hogg eine Tour durch das facettenreiche Hamburg unter der Führung von Nicole Vrenegor. Drei Stadtteile bildeten den Schwerpunkt der Exkursion: die Hafencity, das Gängeviertel und das Karolinenviertel mit der beliebten Marktstraße. In allen drei Stadtteilen ging es darum, sich anzuschauen, welche Idee von Stadt sichtbar wird. Wie wohnt und lebt es sich in den verschiedenen Vierteln und welche Probleme bzw. Herausforderungen gibt es? Wie reagiert die Stadt auf die zunehmende Wohnungsknappheit?
Startpunkt der 2-stündigen Exkursion war die Hafencity, das größte innerstädtische Stadtentwicklungsprojekt Europas. Südlich der Speicherstadt ist ein Stadtteil entstanden, der die Hamburger Innenstadt nach Fertigstellung um über 30 % erweitern wird. Hier erfuhren die Schüler, dass dieser Stadtteil trotz der schlechten Luftverhältnisse ein großer Touristenmagnet darstellt. Wichtige Faktoren, die dazu beitragen, sind vor allem die Elbphilharmonie, die Nähe zum Hafen und die moderne Architektur. Beim Wohnen scheiden sich die Geister: Wohnen in einer derart begehrten Lage ist attraktiv aber auch teuer; nicht jeder kann sich hier eine Wohnung leisten. Vielfach handelt es sich um Zweit- oder Drittwohnungen einkommensstarker Bevölkerungsschichten, die nicht dauerhaft bewohnt sind, so dass der Hafencity insbesondere in den Abendstunden das Leben fehlt. Die Stadt Hamburg hofft sehr, dass sich das in Zukunft ändert.
Nächste Station war das Gängeviertel, das symbolisch für das alte und das neue Hamburg steht. Im 19. Jahrhundert, zur Zeit der Industrialisierung, kam es zu einem starken Zustrom von Arbeitskräften in die Stadt, die hier Arbeit in den Fabriken oder am Hafen suchten. Die Stadt platzte aus allen Nähten. Im Zuge dieser Verstädterung wurden die mehrgeschossigen Häuser alle sehr nah aneinander gebaut, Hinterhöfe zunehmend verdichtet. Es wurde oftmals nur ein kleiner Gang zwischen den Hauswänden freigelassen, damit die Menschen mit einem Bollerwagen zwischen den Häusern entlanggehen konnten. Daher kommt der Name „Gängeviertel“. 2009 verhinderten etwa 200 Kunstschaffende, politisch Aktive und sozial Engagierte den Abriss des historischen Gängeviertels, indem sie das Viertel besetzten. Die Stadt kaufte das Gelände schließlich von einem Investor zurück und heute sind einige Häuser saniert und vermietet, andere jedoch sind aufgrund baulicher Mängel (noch) unbewohnbar.
Letzte Station war das Karolinenviertel, ein Stadtteil, der stark von der Gentrifizierung betroffen ist und in dem sich viele Anwohnende gegen steigende Mieten zur Wehr setzen. Frau Vrenegor hat uns bei der Ankunft Forschungsaufgaben gegeben: Wer lebt hier? Was für Geschäfte gibt es hier? Welche Art von Architektur kann man erkennen? Dabei ist uns aufgefallen, dass das Karolinenviertel fast ausschließlich aus Altbauten besteht und neben Wohnen auch viele Einkaufs- und Ausgehmöglichkeiten bietet. Viele kleine Cafés, Bars, aber auch inhabergeführte Boutiquen und Obstläden prägen das Straßenbild, Filialen großer Ketten sucht man hier dagegen vergebens. Außerdem konnte man sehen, dass sich sehr viele junge Menschen in diesem Viertel aufhalten, was sich hoffentlich durch die Gentrifizierung nicht ändern wird. Man kann diesen Stadtteil als ein Szeneviertel Hamburgs bezeichnen.
„Und wo würdet ihr gerne wohnen?“ Auf diese abschließend gestellte Frage antworteten zwei Drittel des Kurses: In der Hafencity. Hamburg scheint also zumindest bei vielen Eppendorfer Schülern stadtpolitisch auf dem richtigen Weg zu sein…