
„Gesichter der Großstadt“ – Rundgang durch die Hamburger HafenCity und das Gängeviertel
Am Mittwoch, den 24. Mai 2023 hatten wir, das PGW-Profil (S2), die spannende Möglichkeit, an einer Exkursion zum Thema „Gesichter der Großstadt“ teilzunehmen. Die Führung begann mit einer informativen Einführung am Jan-Fedder-Kai beim Baumwall, bei der wir detailliert über die verschiedenen Dimensionen der Nachhaltigkeit aufgeklärt wurden.
Nachdem wir mit neuem Wissen ausgestattet waren, begaben wir uns zur Elbphilharmonie, seit ihrer Eröffnung im Januar 2017 neues Wahrzeichen der Stadt Hamburg. Hier erfuhren wir nicht nur, dass das Gebäude zwar ein architektonisches Meisterwerk ist, sondern auch, dass es extrem teuer war: Bei der Planung noch auf 77 Mio. Euro taxiert, multiplizierten sich die Kosten des Bauwerks während seiner Fertigstellung um mehr als das Zehnfache auf rund 866 Millionen Euro.
Als wir entlang des Dalmannkais weitergingen, wurden uns die verschiedenen Funktionen der HafenCity erläutert. Wir erfuhren zudem, wie die Planer der HafenCity einen nachhaltigen Ansatz verfolgten und heute noch verfolgen, der die Bedürfnisse von Mensch, Umwelt und Wirtschaft gleichermaßen berücksichtigen soll. Ob dies in jedem Fall gelungen ist, wurde vor Ort lebhaft diskutiert.
Bevor wie die HafenCity verließen, wurden wir noch auf zwei bereits im Bau befindlichen Projekte der HafenCity hingewiesen. Das Projekt des Elbtowers wurde angesprochen, ein nicht unumstrittenes Bauvorhaben an den Elbbrücken, das v.a. der Schaffung von Büroflächen dienen soll. Nicht nur die sehr hohen Baukosten werden von Kritikern beanstandet, sondern auch die Unklarheit, ob im Zuge zunehmender Verlagerung von Arbeitsprozessen ins Homeoffice in Zukunft überhaupt noch derart viel Bürofläche benötigt wird.
Um selbst mal einen Einblick in eine bald vollendete Baustelle zu bekommen, gingen wir direkt zum Überseequartier, bei dem momentan das Projekt „Überseequartier Süd“ umgesetzt wird. Hier würden neben hochpreisigen Einkaufsmöglichkeiten v.a. Freizeitmöglichkeiten, ein vertikales integriertes Kreuzfahrtterminal und Büroflächenentstehen.
Der zweite Teil unserer Exkursion führte uns in das Gängeviertel nahe des Gänsemarktes, ein ganz anderes „Gesicht“ der Stadt Hamburg. Hier zeigt sich ein Stück „begehbare“ Stadtgeschichte, denn die Häuser im Gängeviertel offenbaren uns, wie es in Hamburg um 1900 ausgesehen hat, als innerhalb der einstigen Wallanlagen bereits 700.000 Menschen auf engstem Raum und unter zumeist schlechten hygienischen Bedingungen zusammenlebten. Die Bezeichnung Gängeviertel beruhte darauf, dass die Wohnungen oft nur durch schmale Gassen und Gänge zu erreichen waren. Der Großteil der eng bebauten Wohnquartiere, in denen meist mittlere und ärmere Bevölkerungsschichten wohnten, wurden nach der Cholera-Epidemie 1892 abgerissen. Weitere Viertel fielen den Bombardierungen im Zweiten Weltkrieg zum Opfer. Dass der Gebäudekomplex zwischen Valentinskamp, Caffamacherreihe und Speckstraße heute noch existiert, ist v.a. einer Bürgerinitiative zu verdanken, denn vor einigen Jahren gab es eine große Diskussion über die weitere Nutzung des Gängeviertels, der Abriss drohte, nachdem ein niederländischer Investor, der das Grundstück von der Stadt gekauft hatte, das besetzte Viertel räumen lassen wollte, um neue, mehrstöckige Häuser zu errichten. Anwohner und Künstler protestierten, die Stadt kaufte schließlich das Grundstück zurück und unterstützte soziale und kulturelle Projekte. Heute stellt das Gängeviertel ein Kultur- und Kunstzentrum Hamburgs dar.
Die Exkursion war für uns alle eine bereichernde Erfahrung, die uns einen tieferen Einblick in die Thematik der Nachhaltigkeit und ihre Umsetzung in Hamburg ermöglichte.