CLOSE

Sitemap

Suchen
Suchen Sitemap
9. Oktober 2019

Einblicke in das Leben im Township

Als wir uns heute Morgen gerade an die Arbeit gemacht hatten, kam Tante Emma und nahm uns mit auf einen Spaziergang durch das Township, welches direkt neben der Schule liegt und wo viele der Schüler leben. Emma nahm uns in zwei der Steps Homes mit und brachte uns das Leben im Township näher.

Ein Steps Home wird von dem Verein Steps for Children unterstützt. In diesen Häusern leben Waisenkinder bei Familien im Township, die sich dazu bereit erklärt haben, Waisenkinder aufzunehmen. Das Projekt unterstützt diese Familien finanziell und baut ihnen ein Haus, in welchem die Kinder leben. Bei zehn dieser Steps Homes haben die NH17  schon tatkräftig mitgeholfen und zwei der Familien durften wir heute mit Tante Emma besuchen.

Angekommen bei der ersten Familie betrachteten wir das Steps Home, welches noch sehr gut in Schuss ist. In der Kultur hier ist es vorgesehen, dass Jungs und Mädchen in getrennten Hütten schlafen, weswegen drei Mädchen in dem Steps Home schlafen und die drei Jungs in einer anderen Hütte schlafen müssen. Die Hütte der Jungs ist im schlechten Zustand, der Boden ist nicht wie bei den Mädchen gepflastert, in den Wänden sind Löcher und das Dach droht bei Sturm vom Wind weggefegt zu werden, die Jungs haben Angst darin zu schlafen…

Von der zweiten Familie wurden wir wieder herzlich begrüßt. Die Familie hat aus dem, was sie hat, ein liebevoll und schön eingerichtetes Zuhause für die Waisenkinder geschaffen. Während wir mit den Kindern spielten, erzählte uns ein 19-jähriges Mädchen, dass sie nicht mehr von dem Projekt unterstützt wird, weil sie dieses Jahr ein eigenes Kind bekommen hat. Sie geht in die 12. Klasse und weiß jetzt nicht, wie sie ihren Bildungsgang weiterhin finanzieren soll.

Unsere Runde führte weiter mitten durchs Township. Wir kamen an Hütten vorbei, in denen wir uns niemals vorstellen könnten zu leben, eine alte, brüchige Kutsche mit zwei abgemagerten Eseln kreuzte unseren Weg und wir sahen Kinder im Müll und Staub rumhüpfen und spielen. Zwischendurch begleiteten sie uns auf unserem Weg und viele der Bewohner wunken uns zu.

Zuletzt hatten wir das Privileg, Tante Emmas Haus zu besuchen und etwas über ihr Leben zu erfahren. Emma wurde mit zwölf Jahren das erste Mal schwanger und brachte mit 13 Jahren ihr erstes Kind zur Welt. Sie stand allein da, weil der Vater des Kindes abgehauen ist. Mit 13 Jahren, wo deutsche Kinder ihre Kindheit noch total ausleben können, musste sie Verantwortung übernehmen und ihr Kind, welches mittlerweile 15 Jahre alt ist, großziehen. Sie zeigte uns die Geburtsurkunde ihrer Tochter und erzählte, dass sie im Haus gegenüber wohne. Emma ist nun 27 Jahre alt und hat drei Kinder von drei unterschiedlichen Männern. Zwei der Männer verließen sie, der Vater des dritten Kindes wurde letztes Jahr zu ihrem Mann. Sie will keine Kinder mehr und muss sich und ihre Familie irgendwie über Wasser halten. Ihr Mann arbeitet bei einem großen Supermarkt hier in Gobabis, bekommt jedoch kein festes Gehalt und verdient nur wenig Geld. Emma hilft überall, wo sie kann, und hofft etwas von den Menschen zurückzubekommen.

Die Geschichte von Emma und die Eindrücke aus dem Township berührten uns alle sehr, sodass auch ein paar Tränen flossen. Die Runde durch das Township hat uns alle sehr zum Nachdenken gebracht. Wir müssen viel dankbarer für unser Leben sein, das wir leben dürfen, denn wir leben im Überfluss und machen uns Gedanken über Probleme, die gar keine sind. Wir haben erlebt, dass die Menschen im Township nichts haben und noch nicht mal all ihre Grundbedürfnisse befriedigt sind. Die Kinder hoffen, zur Schule gehen zu können, und die Eltern fragen sich, wie sie ihre Familie ernähren sollen. Wir kaufen uns Klamotten für Geld, was die Menschen dort wahrscheinlich nie in ihrem Leben haben werden. Die Menschen sind dort ‚gefangen‘, während wir darüber nachdenken, wohin unsere nächste Reise gehen soll. Sie haben oft keinen Ausweg, kein Ziel und keine Hoffnung, sodass viele dem Alkohol oder Drogen verfallen. Viele Kinder verlieren ihre Eltern und müssen schon sehr früh komplett selbstständig sein.

Trotz alldem sind die meisten Kinder dort lebensfroh, lachen viel und gehen total offen auf uns zu, die Menschen sind wahnsinnig herzlich und heißen uns willkommen.

Nach unserem Weg durch das Township haben wir uns noch an die Arbeit gemacht, alle Fundamente sind fertig und den Balancierparcours haben wir auch fast geschafft, bis Frau Böcker sich am Daumen verletzt hat und wir uns dazu entschieden haben, den Parcours morgen fertigzustellen.

Den Tag werden wir mit vielen Eindrücken und neuen Sichtweisen auf das Leben nicht so schnell vergessen.

Jetzt wird bestimmt schon gleich zum Essen gerufen.

Viel Spaß beim Glücklichsein über das wunderbare Leben, das wir alle haben dürfen.

Rosa & Malou

  

Top