Ein Kofferraum voller Essen und Herzen voller Emotionen
Wir wissen gar nicht richtig, wo wir anfangen sollen…
Bestimmt habt ihr den Blogeintrag „Einblicke in das Leben im Township“ über die Geschichte von Tante Emma gelesen. Wenn nicht, dann schaut da vorher nochmal rein.
Emma hat in den letzten Tagen bei Henk im Garten gearbeitet, weshalb wir sie nun schon eine Woche nicht mehr gesehen haben. Auch gestern war sie bei der Eröffnungsfeier unerwartet nicht dabei. Wir hatten uns schon vorher überlegt, wie wir ihr für ihre Hilfe und die Zeit, die sie sich für uns genommen hat, danken können. Emma hat ohne Vorahnung, ob sie von uns etwas zurückbekommen würde, ihre Hilfe großzügig angeboten und zusätzlich einen Einblick in ihr Leben – das Township – gegeben. Wir haben uns also entschlossen auch für Emma einkaufen zu gehen, um Dinge zu besorgen, die sie braucht.
Nachdem wir alle sehr wehmütig das Projekt hinter uns gelassen und schon alle Art von Gefühlsausbrüchen hinter uns hatten, fuhren wir zu Henk in den Garten, um auch Emma eine Freude zu bereiten. Dieser liegt direkt bei unserer Lodge und ist mit dem Auto ca. 20 Minuten vom Township und unserem Projekt entfernt. Als wir dann alle vorm Kofferraum standen, um Emma für ihren Einsatz zu danken und Frau Böcker noch ein paar dankende Worte aussprach, war Emma schon sehr gerührt. Wir öffneten den Kofferraum, Emma blickte auf Reis, Zucker, Mehl, Nudeln, Eier und Zwiebeln sowie Windeln für ihren Sohn und eine große Kiste weiterer Grundnahrungsmittel. Ihr schossen die Tränen in die Augen, sie fiel auf die Knie und fing an Gott zu danken. Es ist extrem schwierig, diese Situation und die Gefühle und Gedanken, die uns bewegten, zu beschreiben. Und es ist unmöglich diesen Moment so in Worte zu fassen, sodass ein Außenstehender das fühlen kann, was wir fühlten, aber wir werden unser Bestes geben. Emma steckte uns mit ihrer Dankbarkeit und Rührung an und wir haben selten, wenn nicht noch nie, einen so dankbaren Menschen getroffen.
Während einige von uns nochmal mit in das Township fuhren, um mit Emma die Sachen in ihre Blechhütte zu bringen, blieb der Rest von uns in der Lodge zurück. Es konnte ja keiner ahnen, was noch passieren würde.
Nachdem wir mehrmals die im Sand festgefahrenen Autos wieder angeschoben hatten (ein Glück, dass Emma dabei war) und DJ Böcki (Frau Böcker) sowie Miss Sunday (Frau Sonntag) ihre Fahrkünste in den engsten Gassen, die natürlich nicht für Autos gemacht sind, bewiesen, luden wir alles in Emmas Hütte. Die Hütte war voll mit Lebensmitteln und Hygieneartikeln, sodass wir schon gar nicht mehr alle reinpassten, und so standen wir, halb drinnen, halb draußen, in einer kleinen Runde zusammen. Als Malou ihre Schuhe abgab, sagte Emma: „I don’t have sisters or brothers, but now god gave me sisters and brothers.“. Sie betete nochmals mit uns und auch wir sprachen das „Vaterunser“ und konnten unsere Tränen kaum noch zurückhalten. Als sie dann auch noch ein Lied anstimmte, brachen alle Dämme. Auch Emma konnte ihre Gefühle nicht mehr zurückhalten und versteckte sich ein wenig beschämt hinter der Tür.
Wehmütig machten wir uns wieder auf den Weg durch die schmalen Pfade zurück, doch das Autofahren wurde auch jetzt nicht leichter. Beim Wenden auf äußerst schmalem Raum blieben wir in einem Drahtseil stecken. Miss Sunday hatte von dem einen Mal noch nicht genug und wollte das Abenteuer gleich noch ein zweites Mal erleben. Nachdem wir uns dann auch zum zweiten Mal aus dem hartnäckigen Draht befreit hatten, ging es dann, nun lachend und weinend, ziemlich rasant weiter, denn Emma hatte eine Abkürzung parat. Diese ist ihr täglicher 1,5 stündiger Fußmarsch zur Arbeit, der vielleicht zu Fuß eine Abkürzung ist, jedoch mit dem Auto eine aufregende Fahrt. Es handelte sich nämlich um eine Schotterpiste, die mehr Hügel hat als eine Wellenbahn im Skiurlaub, und wieder sicherlich nicht für unsere Autos gemacht war.
Viel zu schnell mussten wir voneinander Abschied nehmen und lagen uns alle weinend in den Armen. Emma bat uns wiederzukommen und an sie zu denken. Auch wollte sie, dass wir unsere Familien von ihr grüßen. Diesen extrem emotionalen Moment wird wohl niemand von uns vergessen. Glücklich, berührt und dankbar gingen wir alle Arm in Arm zurück zur Lodge, um den anderen von unserem Erlebnis zu erzählen.
Wir alle wünschen Emma nur das Beste und hoffen, dass sie so ein starker Mensch bleibt und durch ihre Persönlichkeit und ihren Einsatz irgendwann aus ihrem Elend herauskommt. Sie hat uns mit ihrer Offenheit, Dankbarkeit und ihrer positiven Einstellung zum Leben, trotz ihrer Geschichte, sehr beeindruckt und berührt. Emma wird bei uns allen immer im Herzen bleiben und wir werden sie nie vergessen.
Wir hoffen ihr konntet ein bisschen in unser Erlebnis mit Emma eintauchen.
Ganz liebe Grüße aus dem Bus auf dem Weg zu unserem ersten Stop beim Waterberg.
Malou & Norina