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12. Juli 2016

Deutsch für Flüchtlinge

Seit einem Dreivierteljahr kommen Montags, Dienstags und Mittwochs kurz vor vier viele Gäste aus Syrien, Ghana, Afghanistan, Eritrea oder dem Iran in unser Schulgebäude. Die HHH bieten einen Deutschkurs für geflüchtete Menschen, in dem kostenlos die Anfänge der deutschen Sprache von einem Team von Lehrern, Lehrerinnen, Müttern und Schülerinnen vermittelt werden.

Es ist sehr schwer für unsere Lernenden Deutsch zu lernen. Für viele ist es die erste Fremdsprache.

Und auch wenn Englischkenntnisse  da sind (was für uns Lehrende sehr hilfreich ist !), deutsche Grammatik ist sauschwer..

Aber der Wille ist da, denn ohne Deutschkenntnisse sind die Flüchtlinge hier ziemlich verloren. Und nicht allen wird staatlicherseits ein Kurs angeboten.

Dennoch : Die Stimmung im Unterricht ist immer fröhlich. Jeder bemüht sich nach  Kräften, hilft anderen, übersetzt ins arabische oder es wird das Handy raus geholt für die kurdische App.

Ja, hier sind Übersetzungshilfen aus dem Handy tatsächlich hilfreich, denn außer Emily kann keiner von uns arabisch, die neue Lingua Franca. Es scheint mir auch eine schwierige Sprache zu sein !

Und ganz nebenbei entwickeln sich persönliche Beziehungen. Wir erfahren viel aus dem Leben der geflüchteten Menschen, beginnen die Schwierigkeiten ihres neuen Lebens in Massenunterkünften zu sehen, die Unsicherheit, ob  sie denn nun irgendwann eine Anerkennung mit Papieren bekommen oder sie plötzlich verlegt werden und dann den Weg zu uns nicht mehr schaffen.

Ein Weg, der durch einen wohlhabenden Stadtteil führt, mit Läden, die sie nie betreten würden.

Aber die Freude, als bei der Fahrradaktion auch  zwei Familien, die wir von Anfang an unterrichten und die uns auch schon zu sich eingeladen haben, Räder für die Eltern und Kinder  da waren. Und dann noch ein Skateboard  für einen jungen Mann. Nun muss allerdings auch noch das Radfahren gelehrt werden.

Und jeden Dienstag bin ich berührt von der Dankbarkeit, Freundlichkeit und Offenheit, die uns von den Geflüchteten entgegen gebracht wird.

Ich lerne auch sehr viel, wenn wir uns über unsere unterschiedlichen Lebensweisen austauschen. So etwa die Besuchskultur, die in Deutschland so ganz anders ist als in Syrien, was zu Missverständnissen führen kann. In Syrien ist man jederzeit willkommen, ohne jede konkrete Einladung. Man schaut bei Freunden und Familie fast täglich vorbei. Während wir unsere Kalender zücken ….

Dieser Kurs bringt Lehrenden und Lernenden Spaß und bereichert mein Leben.

Leider haben wir in den Sommerferien nun eine viel zu lange Pause, in der das Gebäude zu ist und so  nicht gelernt werden kann. Das ist sehr unglücklich.

Wir suchen noch nach einer Notlösung.

Brigitte Stange

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