
Das Literaturcafé der 8b – Unsere TOP 3 Kurzgeschichten
Wir (die Klasse 8b) haben erneut ein sehr cooles und interessantes Projekt mit unserer Deutschlehrerin abgeschlossen. Dieses Mal ging es um KURZGESCHICHTEN.
Um zu verstehen was Kurzgeschichten überhaupt sind, haben wir erstmal ein paar kennengelernt und analysiert. Nachdem wir alle verstanden hatten, was Kurzgeschichten sind, hat Frau Gewand uns angeboten, eigene Geschichten zu schreiben. Kurz vor den Ferien waren dann alle Kurzgeschichten fertig und Frau Gewand hat über die Ferien hin ein sehr tolles Buch zusammengestellt.
In der ersten Stunde nach den Ferien hat sie uns jedem ein Kurzgeschichten-Buch überreicht und für uns ein Literaturcafé vorbereitet. Wir haben mit viel Spaß und Freude alle Geschichten gelesen.
Wir hoffen, ihr habt genauso viel Spaß am Lesen wie wir!
90 Sekunden (Shirly Hirsch, 2021)
Sie guckte in den dunkelschwarzen Himmel und sah schon ein paar Sterne. Es war 21:58 Uhr. Er guckte in den blauen Himmel und sah schon ein paar Vögel. Es war 20:58 Uhr. Beide pflückten zeitgleich Kräuter vom Garten und beide waren vertieft in den Geruch von frischer Minze.
Er ging ins Haus rein und erhitzte Wasser für Tee. Sie wollte wieder langsam rein gehen und etwas Tee für ihre kranke Freundin machen, als sie plötzlich einen schrillen, heulenden Ton hörte. Sie wusste, es war eine Sirene.
Entspannt guckte er das Wasser an, wie es vor sich hin köchelte. Er stellte sich ein Timer auf 90 Sekunden. 90 Sekunden. Was für eine Ewigkeit, um Wasser zu kochen.
Ein kalter Schauer lief über ihren Rücken und sie erstarrte. Sie wusste, was es war. Sie hörte und sah andere Kinder weglaufen, in Panik geraten und sie stand da.
Er saß da. Dachte an nichts und roch an den duftenden frischen Tee.
Schnell rannte sie jetzt auch und ließ die grüne Minze auf den rhythmisch bebenden Boden fallen. Es war 21:59 Uhr.
Noch ein bissen warten, dachte er. Dann ist das Wasser perfekt.
Sie erinnerte sich wieder, dass sie 90 Sekunden hat. 90 Sekunden, um in Sicherheit zu kommen, in den Bunker zu laufen. 90 Sekunden, dachte sie. Wie soll sie das schaffen? Als sie weiter rannte, dachte sie an die Mitbewohner, die schon schliefen und von der Sirene nicht aus dem Schlaf gerissen wurden. Nichts zu tun, sind sie in Gefahr?
Ihm war langweilig. Er guckte auf den Timer und dann in den Himmel der schon ein bisschen rot vom Sonnenuntergang wurde. Noch 30 Sekunden.
Verzweifelt lief sie den anderen Leuten hinterher. Mit Schweiß am Kopf und zittrigen Knien guckte sie wieder in den schwarzen Himmel. Jetzt sah sie Sternschnuppen. Aber es waren keine. Bomben flogen über ihren Kopf.
Das heiße Wasser fing an zu spritzen und lauter zu kochen. Schnell hat er den Tee rein geworfen und den Topf von der Hitze entfernt.
Der Boden fing an zu beben und sie wusste, die ersten Bomben sind getroffen. Sie rannte schneller und erkannte von der Weite den Bunker.
Die Freundin aus der Schule (Frieda Krosch, 2021)
Mike ging zur Schule. Er hörte die gleiche Musik. So wie immer, wenn er zur Schule ging. Er betrat seine Schule, die oft sehr leer war, doch diesmal war es anders. Mike sah auf dem Flur ein Mädchen mit dunklen roten Haaren. Sie war so schön, dass es ihm es schwer fiel, wieder wegzugucken. Er hatte sie noch nie vorher gesehen und fragte sich, ob sie neu in der Schule sei. In seiner Klasse angekommen hoffte er, dass sie in seine Klasse ging, aber Fehlanzeige. Im Unterricht fiel es ihm schwer, aufzupassen, er dachte pausenlos an das Mädchen, welches er zuvor gesehen hatte. In der Pause sah er sie erneut und Freude machte sich in seinem Gesicht breit. Er fand den Mut, sie anzusprechen, auch wenn sein Gesicht vor Aufregung ganz rot geworden war. Ihr Name war Sophia und ihre Stimme war so warm, dass er dahin schmolz und die Schmetterlinge in seinem Bauch nur so flatternden. Beide fanden sich sehr sympathisch und sie beschlossen, nach der Schule noch ein wenig spazieren zu gehen. Sie redeten sehr lange und über alles Mögliche, z.B. welches Lieblingsessen sie hatten oder welchen Sport sie mochten. Mike bemerkte jedoch, dass ihn sehr viele Menschen anstarrten, während er durch den Park ging. Er vergaß es aber schnell, denn er war noch nie so glücklich gewesen wie jetzt mit Sophia. Er beschloss, sie seinen Eltern vorzustellen, denn er mochte sie echt gerne. Am Abend ging er nach Hause, Hand in Hand mit Sophia. Die Eltern von Mike kamen an die Tür, um sie kennen zu lernen, sie waren schon sehr aufgeregt, denn Mike hatte ihnen am Telefon schon sehr viel erzählt. Wie glücklich er sei und wie toll Sophia war. Aber seine Eltern starrten Mike nur an und sagten kein einziges Wort. Mike fragte seine Eltern, was denn los sei und warum sie nichts sagten. Seine Mutter antwortete nur darauf, dass sie niemanden sah. Mike schaute nervös zwischen seinen Eltern und Sophia hin und her. Sein Vater sagte auch, dass dort niemand zu sehen sei. Die Eltern von Mike schauten sich gegenseitig an. Sein Vater nickte nur bedrückt seiner Mutter zu und sie griff daraufhin traurig zum Telefon.
Es ist Nacht (Noelle Proff, 2021)
James war bald 15. Er hat braune Haare wie Holz. Es ist Nacht. James ist mit seiner Gang unterwegs. Sie sind zu sechst. Es ist Nacht. Alles dunkel. Nichts und niemand ist dort zu finden. Nachts ist es immer so.
Da entschließt sich einer seiner Freunde eine Zigarette zu rauchen und sagt: „Ey Leute, lass mal ne rauchen.“ Da antwortet der Typ neben James mit selbstbewusster Stimme: „Bin dabei, ey James, machst du mit? Komm schon, einmal schadet doch nicht!“ Die anderen rufen: „James! James! James!“ James sagt mit kleiner Stimme: „Leute ihr wisst ganz genau, dass ich das nicht will, also hört bitte auf damit!“ „Ach komm schon, nur einmal“, sagt einer von seinen Freunden und steckt sich auch eine Zigarette an. „Nein, alles gut. Ich will nicht.“ Mittlerweile glühen um James mehrere kleine Punkte im Dunkeln. Denn es ist Nacht. Alles dunkel außer den glühenden Punkten. Wenn sich James mit seiner Gang trifft, ist das immer so. Vor allem nachts.
Seine Freunde wollen ihn trotzdem weiterhin zum Rauchen überreden: „Komm jetzt, wir rauchen doch alle. Oder willst du nicht dazu gehören?“ Sein Freund neben ihm hält ihm die Zigarettenpackung direkt vor seiner Nase. „Nimm jetzt endlich auch eine, sonst kannst du auch nächstes Mal bei deiner Mutter zu Hause bleiben!“ Ein anderer ergänzt: „Du bist so langweilig, nie, wirklich nie bist du locker. Jetzt komm schon, James!“ James wird es langsam zu viel und schreit „Stopp!“ und weicht dabei nach hinten aus und entfernt sich dabei von der Gang. Es ist Nacht. Alles dunkel. Daher ist James für die anderen kaum noch zu erkennen. James kann die anderen auch kaum noch erkennen, nimmt sie nur als dunkle Schatten wahr, mit glühenden Punkten.
„Cut! Super Dreh, Leute. Daniel, du hast die Rolle von James mega umgesetzt!“ Der Regisseur ist mit seinen Schauspielern zufrieden. Daniel geht rüber zu einer Gruppe von Komparsen, die in einer dunklen Ecke zusammen hocken. Man kann sie kaum erkennen, nur viele glühende Punkte. Daniel greift in seine rechte Hosentasche und nimmt eine Zigarette heraus und zündet sie an. Er ist zu einem weiteren dunklen Schatten mit einem glühenden Punkt geworden. Denn es ist Nacht. Alles dunkel.