
Das gibt’s doch gar nicht!
Eigentlich gibt es das gar nicht… Was gibt es nicht? Eine Klassenreise ohne Kranke oder Unfälle. Mir ist das jedenfalls in 40 Berufsjahren mit mindestens genauso vielen Klassenreisen noch nie passiert. Und nun fährt man ganze 22 Tage auf eine Projektfahrt ins ferne Namibia, arbeitet schwer körperlich unter extremen klimatischen Bedingungen, kocht für sich selbst und die ganze Gruppe und findet eigentlich selten Schlaf, sodass man vom einem Ausruh-oder Urlaubsmodus überhaupt nicht reden kann. Ich bin aus dem „Dreimal-auf-Holz-klopfen“ gar nicht mehr herausgekommmen. Keinen Sonnenstich, keine Rache Montezumas, selbst die Halstabletten werden wieder mit nach Hamburg gebracht – kaum zu glauben, aber wahr.
Da hieß es für mich jetzt nur noch, die verbleibende Resttruppe, nämlich Charlotte, Henriette, Laura, Anna, Noa, Lasse, Leon und Philippe mit Zwangsaufenthalt in Johannesburg heil und unversehrt durch die „gefährlichste Stadt Afrikas“ zu bringen, denn wenn man schon mal dort ist, will auch wenigstens ein wenig von der Stadt sehen.
„Aber auf keinen Fall am Abend.“ „Und lasst alle Wertsachen lieber im Hotel.“ „Wenn ihr nicht weiter wisst, fragt nur Leute, die eine offizielle Uniform anhaben.“ Alles gutgemeinte Warnungen vom Hotelpersonal…aber wenn ich wie ein Hirtenhund meine „Schäfchen“ bewache, wird es schon gehen. Gegen 10:30 Uhr ging es dann endlich mit dem Gautrain von Rhodesfield über Marlboro nach Sandton, wo wir uns ein leckeres Frühstück oder besser Spätstück gönnten, denn im Hotel war es uns einfach zu teuer. Nach längerem Einkaufsbummel auf dem Mandela Square und dem Ausblick über die Stadt vom Westtower ging es schon bald wieder “unversehrt“ Richtung Protea Hotel am OR Tambo Airport, denn heute mussten wir extrem früh dort sein, um zu sehen, ob es auch mit unsrer Umbuchung geklappt hat. Hat es. Wir waren ausgenommen vom Chaos, das vor dem Lufthansa-Schalter herrschte. Wir brauchten uns nicht wie viele Touristen und Geschäftsleute über die Sinnhaftigkeit des Streiks erregen; wir konnten locker einchecken und das kostenlose WLan auf dem Flughafen genießen. Aus Hamburg erhielten wir die frohe Kunde, dass die beiden anderen Gruppen gut angekommen sind. Jetzt mussten wir es denen nur noch nachmachen.
Unsere Flugroute Johannesburg – Istanbul war für mich dann nochmals interessant und wichtig. Würde diese über das derzeitige Krisengebiet Sinai führen? Da ich nachts im Flieger eh nicht schlafen kann, verfolgte ich genauestens den kleinen Bildschirm. Beruhigt war ich erst, als der Kapitän unseres A 330 über dem Ort Abu Simbel von der Sinairoute abwich und über Kairo und das Nildelta an der Sinaihalbinsel vorbeidüste. Sichere Landung in Istanbul um kurz vor 5 und mit einer knappen Stunde Verspätung setzten wir um 11:40 auf der Rollbahn von Fuhlsbüttel auf.
„Unversehrt“, aber todmüde fielen alle ihren Eltern in die Arme…