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19. März 2019

Interview mit einem „old-fashioned Roman“

Die Latein-Kurse der 10. Klassen befassen sich momentan mit dem Dichter Catull (1. Jahrhundert v. Chr.). Zu Beginn der Einheit setzten sich die Schüler auf kreative Weise mit Leben und Wirken des gebürtigen Veronesers auseinander:

Herzlich Willkommen hier bei „Interviewing an old-fashioned Roman“! Unser heutiger Gast ist ein ganz besonderer. Willst du dich selbst vorstellen?

Salve! Mein Name ist Gaius Valerius Catullus. Man nennt mich auch einfach Catull. Ich bin Dichter, um genau zu sein, Liebesdichter.

Genau! Catull, also! Ich denke ihr kennt ihn alle. Willst du etwas über deine Kindheit erzählen?

Gern. Ich bin in Verona geboren… Wann, weiß ich nicht mehr… So im ersten Jahrhundert vor Christus wohl… So um 85 vor Christus war das, glaube ich… Ich bin manchmal ein bisschen vergesslich… Ja, also, ich war der Sohn eines reichen Römers. Mein Vater wollte mich, wie alle patres damals, zum Politiker machen. Aber nachdem ich meine juristischen Studien in Rom beendet hatte, schloss ich mich den Neoterikern an.

Das klingt nach einem Schlag ins Gesicht für deinen Vater, oder nicht?

Schon, aber ich denke, er konnte es verkraften. Ich meine, ich war ja auch auf diese Weise ganz erfolgreich.

Ziemlich richtig! Und ich denke, so ganz ist die Politik nie aus deinem Leben verschwunden, oder?

Ganz richtig. Ich hatte es mir zur Aufgabe gemacht, die Politik zu kritisieren, um die Politiker mal ein bisschen zu fordern.

Darauf wollte ich hinaus. Du sollst die Stars des Business richtig heftig attackiert haben.

So ist es: Caesar, Cicero, ganz egal.

Wie kam es zu deinem besonderen Stil. Gibt es irgendein Vorbild?

Natürlich. Auf der einen Seite Kallimachos, auf der anderen Sappho.

Ok. Was hat dich an den Neoterikern eigentlich so fasziniert?

Ich liebe ihre rebellische Art. Sie haben eine neue Art der Literatur erschaffen. Ihre Art zu schreiben vernachlässigt die Länge als hauptsächliches Merkmal für Qualität und stellt die technische Perfektion in den Vordergrund. Somit sind die Texte kürzer, aber dafür technisch perfekt und ausgefeilt.

In deinen Gedichten geht es viel um Liebe und dabei meistens um eine ganz bestimmte Frau.

Lesbia, ganz richtig. Wer sie war oder was sie machte, ist niemandem gewiss. Ich sage es dir, wie es ist. Das ist auch überhaupt nicht relevant. Ich liebte und liebe sie.

Das Ganze war aber keine perfekte Beziehung, oder?

Nein, sie war meine große Liebe, aber sorgte damit auch für große Schmerzen in meinem Herzen. Das liegt daran, dass wir nie so richtig zueinander gefunden haben. Sie ging teils auf mein Werben ein. Irgendwann scheiterte unsere Beziehung nach einer langen Pause dann aber doch ganz.

Klingt nach einem gebrochenen Herzen…

So war es auch. Aber letztendlich ist die Zeit mit ihr immer schön gewesen. Außerdem war sie die Inspiration für meine besten Gedichte.

Das stimmt. Darüber sind wir alle auch sehr froh. Catull, ein sehr interessanter „old-fashioned Roman“. Vielen Dank für deine Zeit!

(Text: Henri Runge (10d); Foto: Er)

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