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24. Februar 2022

Besonderes Impfangebot – Hege Helping Hands helfen „mit Laib und Seele“

Unterstützung und Corona-Impfung in der Suppenküche „Mit Laib und Seele“

Seit August 2020 engagiert sich Hege Helping Hands für Bedürftige und Obdachlose, anfangs am Hauptbahnhof und seit Ostern 2021 in Zusammenarbeit mit der Hauptkirche St. Nikolai am Klosterstern.

Die Beobachtung, dass mit Corona nicht nur die Not auf der Straße wächst, sondern durch die anhaltende Pandemie auch eine neue Form der Vereinsamung entsteht, führte dazu, dass eine etwas andere „Suppenküche“ entstanden ist: Nahrung für den Leib und für die Seele. Auffällig ist in diesem Zusammenhang, dass die Besucher bei „Mit Laib und Seele“ zu 95% gegen Corona geimpft sind. Und die Zahl der Geimpften steigt weiter.

 

Mit Laib und Seele

In einem Interview erklärt Norbert Grote, ehemaliger Lehrer am Gymnasium Eppendorf und Gründer der Hege Helping Hands, warum die Impfquote der Besucherinnen und Besucher der Suppenküche „Mit Laib und Seele“ so hoch ist.

Wie kommt es, dass die Besucherinnen und Besucher der Suppenküche fast alle gegen Corona geimpft sind?

Grote: „In dieser doch zähen Diskussion über die Impfpflicht fallen immer wieder Sätze wie: „Wir können noch nicht entscheiden. Wir haben noch nicht alle Möglichkeiten ausgeschöpft, alle Menschen zu erreichen. Wir müssen rein in die prekären Quartiere“. Aber wo sind diese Quartiere?  Wie erreicht man die Menschen, die noch nicht geimpft wurden? Und wie kann die Impflücke geschlossen werden? Mit den Hege Helping Hands und unserem Projekt „Mit Laib und Seele“ fahren wir eine etwas andere Strategie.“

Tanja, Stammgast bei „Mit Laib und Seele“
Bild: © Hege Helping Hands e.V.

Tanja, Stammgast bei „Mit Laib und Seele“: „Die Leute sind sehr hilfsbereit und es gibt sehr gute Lebensmittel. Das Impfangebot war einfach klasse. Weiter so.“

Grote: „Die Menschen aus den Quartieren kommen nämlich zu uns. Sie kommen natürlich, um ihren Trolley mit Lebensmitteln der Hamburger Tafel zu füllen. Aber sie kommen auch, weil wir ihnen zuhören, weil sie wissen, dass sie uns vertrauen können, und weil „Mit Laib und Seele“ auch ein bisschen Vertrautheit und persönliches Wahrgenommen-werden bedeutet.
Jeden Freitag kommen ungefähr 100 Menschen aus ganz Hamburg zu uns. Deutsche, Afghanen, Syrer, Iraner und Iraker. Sie kommen zum Beispiel aus den Grindelhochhäusern, aus der Lenzsiedlung, aus Altona und aus vielen Flüchtlingsunterkünften.
Weil wir unsere Gäste sehr respektvoll und wohlwollend behandeln und immer ein offenes Ohr für ihre Sorgen und Nöte haben, entstand ein Vertrauensverhältnis, das bei der Impfberatung half, Skepsis und Ängste abzubauen. Zusätzlich haben wir zwei fachkundige Dolmetscher für Farsi/Persisch und Arabisch vor Ort, die fast alle Nachfragen beantworten können.“

Soraya, Dolmetscherin
Bild: © Hege Helping Hands e.V.

Soraya und Nabil, Dolmetscher-Team: „Uns macht der Kontakt mit den Menschen Spaß. Wir haben Respekt vor allen, die bei der Suppenküche mithelfen. Bei den Impfgesprächen konnte man viel über die Fluchtroute einiger Gäste erfahren. Die 1. Impfung mit Johnson & Johnson bei der Landung in Griechenland. Eine Landung, aber nicht mit dem Flugzeug!“

Grote: Um die Booster-Impfung vorzubereiten, haben wir schon ab dem 5. November bei uns die 2 G-Regel eingeführt. Das heißt, nur vollständig Geimpfte und Genesene durften ab dem Zeitpunkt ins Kirchengebäude, um sich Lebensmittel selbst aussuchen zu können. Gäste ohne Impfausweis erhielten Lebensmitteltüten, die vom Helferteam vorgepackt wurden. Diese Bevorzugung  der Geimpften ließ die Impfquote vermutlich auf 95 Prozent  ansteigen. Am 23. Dezember, ein Tag vor Weihnachten, wurden die ersten 32 Gäste geboostert.

Was war aus Sicht von „Mit Laib und Seele“ das Wichtigste, um die Gäste von der Corona-Impfung zu überzeugen?

Grote: Alle unsere Helferinnen und Helfer sind Impfbefürworter, unsere Gäste vertrauen uns. Wir haben ein kompetentes Dolmetscherteam, und wir haben Geduld, denn eine einzige Beratung reicht oft nicht aus, um Hürden abzubauen. Und man muss kleine Anreize schaffen, um die Frage beantworten zu können: Was habe ich davon, wenn ich mich impfen lasse?“ In unseren Augen macht es Sinn, diesen Weg konsequent weiter zu beschreiten. Alle Tafeln, Job-Center und Flüchtlingsunterkünfte müssten noch stärker mit einbezogen werden. So erreicht man die Menschen in den Quartieren eher, als wenn nur ein Impfbus ins Quartier fährt und auf Impfwillige wartet. Aushänge in verschiedenen Sprachen und Ankündigungen im Internet reichen einfach nicht.

 

Lebensmittelausgabe im Baptisterium von St. Nikolai
Bild: © Hege Helping Hands e.V.

 

Herr Grote, hätten Sie ansonsten noch einen Vorschlag?

Grote: „Ja.  Warum fahren nicht einfach mal alle Mitglieder der Bezirksversammlungen am Sonntag mit Impfbussen in ihre Quartiere: Mümmelmannsberg, Osdorfer Born, Lenzsiedlung, Billstedt usw. und putzen Klinken wie vor einer Bundestags- oder Bürgerschaftswahl. Zusammen mit Dolmetscherinnen und Dolmetschern und Infoblättern in den verschiedenen Sprachen, um die Menschen im persönlichen Gespräch davon zu überzeugen, wie gut die Impfung für die Bürger und die Gesellschaft ist. Dann könnten die Bürger erleben, wie ernst Politiker ihre Aufgabe nehmen. Und dann steigt vielleicht auch in den Quartieren die Impfquote.

 

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