
AUS DER SICHT VON: Wenn Gegenstände erzählen könnten…
In der 1. Stunde Deutschunterricht bei Frau Reitz hatten die Schülerinnen und Schüler der 5a die Aufgabe, einen ihrer ersten Schultage aus der Sicht eines Gegenstandes zu beschreiben. Zwei haben wir für Euch – neben vielen anderen tollen Geschichten – ausgewählt, aber lest selbst!
Frytz schrieb Folgendes:
Soviel wie heute war im Kiosk noch nie los. Ständig kommen Kinder herein und kaufen meine Kumpels. Die TIC-TACs mit Orangengeschmack links neben mir, sind schon ausverkauft!
Was ist bloß los heute?! Plötzlich greift eine Hand nach mir!
Auf der Straße reißt sie die Verpackung auf und zieht mich heraus. Wow! Hatten die MENTOS also doch recht, dass es außerhalb des Kiosks eine viel größere Welt gibt! Während mich die Hand in den Mund schiebt, sehe ich ein großes Gebäude, auf das wir zugehen. Was steht da? „GYM…NA…SI..UM?!, erkenne ich durch eine große Zahnlücke. Wir gehen mit vielen anderen Kindern in das Gebäude hinein. Treppen rauf, an Bildern vorbei, durch eine Tür in einen großen Saal hinein. Auf der Bühne steht ein Mann mit einem Mikrofon in der Hand. Hey, den kenn‘ ich doch! Der hat neulich im Kiosk die GOLDBÄREN leergekauft! Was, was sagt der? Ich kann nichts verstehen. Man, kau‘ nicht so schnell, ’scheinst wohl ein bisschen nervös zu sein. Wir setzen uns auf einen Stuhl zu den anderen Kindern. Auf der Bühne singt ein Chor. Mach mal den Mund auf! Ich kann kaum was hören! Also, geht doch.
Nun erzählt der Mann auf der Bühne, was er den Kindern in Zukunft alles beibringen will. Wie’s aussieht, werde ich noch ein ganz Schlauer! Da wird der KINDERRIEGEL bestimmt vor Neid schmelzen. Jetzt werden die Kinder der Reihe nach mit ihrem Namen aufgerufen und gehen zur Bühne. Nun weiß ich auch, wie mein Besitzer heißt. FRYTZ, was für ein cooler Name und weder Karies noch Backtus weit und breit! Da hat mich der Richtige ausgesucht! Der Mann mit dem Mikrofon in der Hand streckt ihm seine Hand entgegen und sagt: „Willkommen auf dem Gymnasium Eppendorf.” Plötzlich schaut er streng. „Sag mal, du hast doch nicht etwa ein KAUGUMMI im Mund?“ „Ähh, wieso? Ist das hier verboten?”, höre ich Frytz sagen. Während der Mann nickt, lande ich in einer verschwitzten Hand und kurz darauf im Papierkorb.
Na toll! Genauso habe ich mir meinen ersten Tag im Gymnasium vorgestellt!
Emma wählte hingegen eine ganz andere Perspektive:
Hallo, ich bin Emmas Schulranzen. Emma wurde vor zwei Tagen ins Gymnasium eingeschult. Heute am dritten Tag wurde ich erstmal von einem lautem Klingeln geweckt. Ich war noch so müde, dass ich gar nicht geradeaus gucken konnte. Aber ich musste mich ja auch nicht umziehen oder Zähne putzen. Das wäre schon ganz schön komisch, wenn ich jeden Abend in einen Schlafanzug gezwängt werden würde. Werd’ ich aber nicht. Ich werde jeden Tag nur aus- und eingepackt – also nicht ich, sondern in mir wird immer aus- und eingepackt. Mich stört das nicht weiter. Ich wurde schließlich dazu bestimmt ein Schulranzen zu sein. Als Emma dann mit Anziehen und Zähneputzen fertig war, kam sie zu mir in die Küche, um zu frühstücken. Als sie dann zur Schule aufbrach, packte sie mich und verstaute mich auf ihrem Gepäckträger. Es wurde eine ruckelige Fahrt, während der ich nur hin und her geschüttelt wurde. Als wir dann in der Schule ankamen, wurde ich wieder gepackt, auf den Boden gestellt und musste zugucken wie Emma ihr Fahrrad abschloss. Dann hob sie mich nicht besonders gefühlvoll hoch – wenn ihr mich fragt, aber mich fragt ja keiner. Emma ging schnurstracks in ihre Klasse und stellte mich neben ihren Platz. Der Unterricht war so langweilig, dass ich eingeschlafen bin. Ich wachte erst wieder auf, als die Schule aus war. So ein Mist, jetzt habe ich Emmas dritten Schultag verpasst. Egal, morgen ist ja auch noch ein Tag!