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27. April 2021

Aller Anfang ist schwer…

Angst ist ein schlechter Berater…sagen Politiker, Psychologen und viele andere schlaue Menschen. Dennoch, ich hatte „Schiss inne Büx“. Für die Jüngeren – so hieß es vor vielen Jahren in Norddeutschland im Volksmund, wenn man vor irgendetwas Angst hatte, z.B. irgendetwas ausgefressen hatte.

Kommen Bedürftige am Freitag zur Essensausgabe oder stehen wir allein vor St. Nikolai? Das war die Frage aller Fragen. Keiner kannte die Antwort.

Und dann die große Überraschung. Die Öffnung der Suppenküche war für 14 Uhr angekündigt; aber schon um 11:45 konnte ich die Nummer 1 an den ersten Gast ausgeben. Und dann ging es Schlag auf Schlag und um 15:27 war die letzte Nummer 103 ausgeteilt. Damit hatte kaum einer gerechnet. So viele Gäste aus den unterschiedlichsten  Stadtteilen haben den Weg zu uns gefunden…und es waren auch Gäste aus der unmittelbaren Nachbarschaft dabei, denn die Coronapandemie und ihre wirtschaftlichen Folgen hinterlassen auch tiefe Spuren bei Familien in Eppendorf und Umgebung. Gut, dass wir vor Ort sind und Hilfe anbieten können.

So um die 25 LuSis (Akteure der Suppenküche „Mit Laib und Seele“) wirbelten von 11 Uhr bis in den späten Nachmittag hinein, um die Gäste zu bedienen. Es ruckelte hier und da noch ein bisschen, aber selbst die Vertreterin der Polizeiwache Sedanstraße, Frau Keller, war mit dem Verlauf der ganzen Aktion sehr zufrieden. Viele zufriedene und glückliche Gesichter verließen den Vorplatz der Hauptkirche St. Nikolai, und das nicht nur, weil man einen der 40 Rollkoffer oder Hackenporsche ergattern konnte. Die Suppen und Stullen, die am Donnerstag schon vorbereitet wurden, waren einfach nur lecker, vom Kaffee, Tee und der heißen Schokolade ganz zu schweigen.

Unsere ersten Erfahrungen wurden in einer Zoom-Konferenz am Montag ausgewertet und nun geht es mit neuem Schwung in die nächste Verteilung am 16.4.21 um 14 Uhr.

Originaltöne vor, bei und nach der Verteilung am 16.4.2

(LuSis steht für Laib-und-Seele-Mitglieder, ganz jung, jung, jugendlich, alt, älter, ganz alt und ein Ziel: anderen zu helfen)

Was gibt es Schöneres? Sätze, Gespräche, Kommentare vom 16.4., die glücklich und zufrieden machen und auch stolz…

Frank (Hamburger Tafel):
„Ich kenne viele Ausgabestellen. Aber so geordnet und ruhig wie bei euch, das erlebe ich ganz selten. Eine einfach harmonische Stimmung. Das liegt aber auch an deinem Team. Man spürt, wie engagiert und motiviert jeder hier ist. Wenn sich das rumspricht, dass hier sowas Schönes entsteht…“

Anruf von Manu (LuSi der 1.Stunde) um 9:11 Uhr:
„Norbert, ich gehe jetzt einkaufen. Was hast du bei der Tafel bekommen? Brauchen wir noch was Frisches für heute? Zahnpasta? Dosenfisch? Käse-Scheibletten? Schoko? Kann ich alles nachher mitbringen.“

Danni (Orga-LuSi) beim Aufbau:
„Es wirkt so einladend hier, wie auf einem lebendigen Marktplatz, und dann noch bei Sonnenschein. Schade, dass ich nachher beim Verteilen nicht dabei sein kann.“

Renate:
„Ich komm vom Grindelberg und hab die 12. Ich steh hier bei euch an, möchte aber auch helfen, ehrenamtlich. Geht das?“

Eine Eppendorferin, noch ohne Namen:
„Was macht ihr denn hier?“ „‘Ne Suppenküche für Bedürftige. Schauen Sie doch mal rein, was wir alles verteilen.“ „Das sieht ja toll aus. Eigentlich gehör ich auch dazu…Sie wissen ja, Corona, seit 10 Monaten in Kurzarbeit und jetzt droht Hartz4.“ Kommen Sie doch einfach um 14 Uhr vorbei und lassen Sie sich mal bedienen und „verwöhnen“… Und die Frau kam; für sie war die Hemmschwelle überwindbar.

Teresa (LuSi):
„Ich muss mich jetzt mal zwei Wochen auf den Medizinertest vorbereiten. Ist das okay? Danach bin ich wieder voll dabei und schmiere Stullen.“

Peter (LuSi, 6 Jahre) morgens um 10:30 beim Entladen der Tafellieferung:
„Das Auto ist leer. Was kann ich jetzt noch machen?“

Neu-LuSi: „Hallo, ich bin Frau…. Wir haben gestern Abend telefoniert.“ „Ah ja. Klasse. Dann bist du Heidrun.“ „Genau. Was kann ich tun?“ „Darf ich vorstellen: Das ist Susanne, die Suppenchefin. Sie wird dich einweisen, in Ordnung?“ „Wunderbar.“

Ali (älterer Gast aus der Lenz-Siedlung):
„ Habt ihr noch so’n Hackenporsche? Meiner ist kaputt und mein Weg ist ziemlich weit.“ „Nee, leider nicht. Heute nicht. Aber ich schreib mir mal deinen Namen auf.“ „Oh, ja. Vielen, vielen Dank.“

Malou (LuSi der ersten Stunde):
„Hallo Herr Grote! Ich konnte doch kommen. Wir sind im Distanzunterricht und machen gerade Referate. Das mach ich dann später. Was kann ich tun?“ „Super. So kenn ich dich. Da finden wir schon was!“

Carlo (LuSi):
„Na, Carlo. Nach der Meniskus-OP wieder mit dabei?“ „Na klar. Wo bin ich eingesetzt?“ „Hier bei den Süßigkeiten. Du löst Alisa ab. Die muss jetzt los.“

Morsal (21:12 über whatsapp):
„Ich hab das Interview auf Youtube gesehen und möchte gerne Mitglied werden und mit verteilen. Wie geht das?“  „Einfach bei mir melden und Mitglied werden!“ https://www.youtube.com/watch?v=Bp4JTJ3y8Cc&t=611s

Wilfried (Orga-LuSi) im Nachklang: „Es war wieder toll mit euch im Team – es läuft alles ohne großes Reden. Mit Blickkontakt ist alles geregelt. Machen wir das schon seit Jahren?“

Gast: „Hier ist es wie im Paradies, so entspannt. Ich komme gern hierher. Ganz anders als am Hauptbahnhof.“

Kerstin (Orga-LuSi): „Ja. Mehr Ruhe, mehr Verbindlichkeit, und unser Kirchvorplatz wirkt dabei wie eine Oase für Begegnungen auf Abstand. Ich glaube, mehr kann man nicht verlangen in Corona-Zeiten.“

Viele LuSis hinterher: „Na, Norbert, bist du zufrieden? Hat doch alles super geklappt.“

Jawohl, denn was gibt es Schöneres, als in einem grandiosen Team zu sein und im wunderschönen Baptisterium bedürftigen Menschen zu helfen? Eine lebendige Kirche… und wir sind ein Teil davon.

 

 

 

 

 

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