
2017: G20-Gipfel in Hamburg – mit friedlichem Protest und viel wilder Gewalt – „Sicherheitszone“ eine Lesung mit Katrin Seddig am 17.12.2021 bei uns in der Aula
Vom 7. bis 8. Juli 2017 fand in Hamburg der G20-Gipfel statt – mit Trump, Putin und Erdoğan, friedlichem Protest und viel wilder Gewalt. Der G20-Gipfel in Hamburg war das zwölfte Treffen der Gruppe der zwanzig wichtigsten Industrie- und Schwellenländer. Neben deren Staats- und Regierungschefs nahmen Politiker weiterer Staaten und Vertreter internationaler wirtschafts-und handelspolitischer Organisationen daran teil. Rund 31.000 Polizisten waren während des Gipfels in der Stadt im Einsatz. Bei Demonstrationen, Blockaden und anderen angemeldeten Veranstaltungen brachten Zehntausende ihren Protest zum Ausdruck. Bei gewaltsamen Ausschreitungen in der Hamburger Innenstadt und bei Polizeieinsätzen wurden hunderte Personen verletzt. In mehreren Prozessen sollte geklärt werden, wer für was belangt werden kann.
Zu diesem Thema hat die in Hamburg lebende Schriftstellerin Katrin Seddig 2020 einen Roman verfasst.
„Es gibt sehr viele Wahrheiten, mehr als es Menschen gibt“, schreibt sie zu Beginn ihres Romans „Sicherheitszone“.Mit Blick auf die Geschehnisse rund um den G20-Gipfel in Hamburg gibt es unterschiedliche Perspektiven auf „Wahrheit“, die Katrin Seddig anhand ihrer Protagonisten zum Vorschein bringen möchte. Anhand von drei Generationen einer Familie, die im beschaulichen Hamburger Vorort Hamburg-Marienthallebt, beleuchtet Seddig ganz unterschiedliche Haltungen zu dem Ereignis des G-20-Gipfels und verdeutlicht politische Einstellungen und individuelle Erlebnisse.
Die Mitglieder der Familie Kochmieder setzen sich ganz unterschiedlich mit dem sich nähernden Gipfel in der Stadt auseinander. Die Tochter Imke, die erste Demo-Erfahrungen macht, hinterfragt vieles, ihr Bruder Alexander, der Polizist ist, hat Angst, vielleicht seiner Schwester mit einem Knüppel gegenüber stehen zu müssen. So stehen sie in der sommerheißen, unter Spannung stehenden Stadt auf einmal auf verschiedenen Seiten, wie auch die Mutter, die an einer politischen Kunstaktion teilnimmt, und der etwas naiv erscheinende Vater, der aus Unachtsamkeit in die Geschehnisse involviert wird. Auch die Großmutter Helga bleibt nicht unbeteiligt. Sie wird durch die Ereignisse mit ihren Erinnerungen an den zweiten Weltkrieg und die Fluchterfahrung konfrontiert.
Lara aus der S3 stellte die Autorin Kathrin Seddig zu Beginn der Veranstaltung kurz vor und verwies auf Seddigs Herkunft aus Strausberg in Brandenburg und Seddigs Auszeichnungen als Schriftstellerin, z.B. den Hubert-Fichte-Preis der Freien und Hansestadt Hamburg 2020. Kathrin Seddig selbst betonte, wie Sozialisation bestimmend für das eigen Leben ist und beobachtet immer wieder auch die junge Generation in Hamburg und fragt nach politischen Haltungen und vor allem der Bedeutung von politischem Engagement.
Die klaren Aussagen von Seddig zur Bedeutung von politischem Engagement und der Hinterfragung von „der einen Wahrheit“ entzündeten viele Fragen bei den Schülerinnen und Schülern, die sich im Vorfeld mit dem G20 Gipfel, mit „Sicherheits-Zonen“ und Interviews der Autorin befasst hatten.
Lebendig und lebhaft gelang die Lesung wie das anschließende Gespräch.
Vielen Dank, Katrin Seddig für die Lesung, die Einblicke in Ihre journalistischen Recherchen rund um den Gipfel und Ihre Bereitschaft zur ambitionierten Diskussion mit den Schülerinnen und Schülern am Gymnasium Eppendorf und der Anregung zu bedeutsamen Fragen für das Heute und Morgen.
Vielen Dank an die Schulleitung, die das kulturelle Miteinander auch in Corona-Zeiten am Gym Epp als bedeutsam erachtet und an die Arbeitsgemeinschaft Literarischer Gesellschaften und Gedenkstätten e.V. (ALG), diediese Veranstaltung finanziell ermöglichte.
Zitate von Schülerinnen und Schülern zur Lesung:
„Die Lesung von Katrin Seddig letzte Woche fand ich authentisch! Die knappe, aber total souveräne Vorstellung K. Seddigs von Lara, war ein guter Einstieg. Seddigs eigene Vorstellung fand ich ebenfalls passend und ehrlich und auch die Lesung der zwei Ausschnitte war gut, jedoch an einigen Stellen etwas zu komplex in dem Beziehungsgeflecht, wodurch man sich mehr konzentrieren musste, um den Gedankengängen immer folgen zu können. Die Fragerunde war sehr interessant, weil so viele SuS ihre Fragen gut formuliert und auch respektvoll gestellt haben und sich keine Frage gedoppelt hat. […]
Im Großen und Ganzen habe ich die Lesung als eine gute und vor allem abwechslungsreiche Zeit wahrgenommen und mir ist wieder klar geworden, dass in Corona Zeiten uns genau solche Veranstaltungen fehlen.“Fabia, S3
„Die Lesung mit Katrin Seddig hat mir sehr gut gefallen. Insbesondere die Möglichkeit gehabt zu haben, Fragen stellen zu können, habe ich als sehr spannend empfunden. Dass wir uns bereits im Unterricht darauf vorbereitet haben, erachte ich als sinnvoll. Auch wenn ich leider nicht alle meine Fragen stellen konnte, fand ich die anderen Fragen auch sehr interessant und weiterführend.“
Luisa, S3
„Ich persönlich mochte das Konzept der Lesung und würde mich über weitere mit anderen AutorInnen sehr freuen. Die Möglichkeit, Fragen direkt an den bzw., die Autorin zu stellen, auch wenn in diesem Fall meine entweder schon von der Autorin selbst oder durch die anderen Fragen beantwortet wurden, finde ich super. Ebenso finde ich es interessant, wenn der Autor/ die Autorin selbst aus seinem/ ihrem Buch vorliest. Die Betonung und die einzigartige Lesart jeder Person gibt dem Textausschnitt meiner Meinung nach einen bestimmten Charakter. Ähnlich wie bei uns im Unterricht, wenn jemand aus dem Kurs seinen/ihren eigenen Text vorliest. Jedoch muss ich sagen, dass, wie sich im Vorfeld bereits abgezeichnet hat, die Autorin und das Buch nicht ganz meinem Geschmack entsprachen. So hätte ich mir den Roman zum Beispiel selber nicht gekauft, weil mich die Familien-Geschichte etwas gelangweilt hat. […]Nichtsdestotrotz fand ich die Lesung durchaus interessant und es ist ja nicht unbedingt falsch, seine bisherige „Sicherheitszone“ im Hinblick auf seine Lieblingsgenres etwas zu erweitern – oder es zumindest zu versuchen.“
Marie, S3
Rezensionen zum Roman:
Katrin Seddigs Roman „Sicherheitszone“ betrachtet den G20-Gipfel in Hamburg aus der Distanz. Von Nora Noll in der SZ:L
https://www.sueddeutsche.de/kultur/katrin-seddig-moment-des-unvernehmens-1.5048552
Unter falscher Flagge. Katrin Sedding droht mit ihrem neuen Roman „Sicherheitszone“ den Kurs zwischen der Dialektik des Privaten und des Öffentlichen zu verlieren. Von Dr. Karsten Herrmann:
https://literaturkritik.de/seddig-sicherheitszone-unter-falscher-flagge,27318.html